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Berlin: Firma will Überführungen in der ganzen Stadt mit Werbetafeln bestücken - Widerstand in Bezirken

Rund 140 Brücken, die dem Land Berlin gehören, sollen jetzt mit Werbetafeln versehen werden. Gemäß einem Vertrag mit dem Senat hat die Deutsche Städtereklame bereits einen Großteil der Bauanträge gestellt.

Rund 140 Brücken, die dem Land Berlin gehören, sollen jetzt mit Werbetafeln versehen werden. Gemäß einem Vertrag mit dem Senat hat die Deutsche Städtereklame bereits einen Großteil der Bauanträge gestellt. Mit dem damaligen Bausenator Jürgen Klemann (CDU) war im Herbst eine Pacht von einer Million Mark pro Jahr vereinbart worden. Die Bauverwaltung will das Geld zur Beseitigung von Graffiti-Schäden an den Brücken verwenden. Doch nicht alle Bezirke unterstützen das Vorhaben: In Wilmersdorf will CDU-Baustadtrat Alexander Straßmeir die Anträge ablehnen. Zusammen mit Stadtplanungsamtsleiter Rainer Latour hält er die Werbung für "planungsrechtlich unzulässig".

Zu den geplanten Standorten in Wilmersdorf gehören die S-Bahn-Brücken am Kurfürstendamm nahe dem Halensee und die Überführungen an der Forckenbeckstraße, Mecklenburgischen und Wiesbadener Straße. Auch die Stadtautobahnbrücke am Breitenbachplatz soll mit Werbung versehen werden. Laut Straßmeir liegt der fragliche Teil aber in Zehlendorf. Zu den vorgesehenen Flächen in Berlin zählen auch der Straßentunnel am Alexanderplatz in Mitte, die Heinersdorfer Brücke in Pankow, der Überbau des Autotunnels am Breitscheidplatz in Charlottenburg und die Weddinger Pankstraßenbrücke.

Laut Uwe Rexroth von der Deutschen Städtereklame geht es um drei Arten von Werbeträgern: 3,60 mal 2,60 Meter große Tafeln für überregionale Reklame, fünf Meter breite "Dauerwerbeschilder" für ortsansässige Firmen und kleinere Vitrinen für Veranstaltungshinweise. Nach Erteilung der Genehmigungen solle die Vermarktung "so schnell wie möglich" beginnen.

Amtsleiter Latour sagte im Wilmersdorfer Bauauschuss, es handele sich um eine "eigenständige Nutzung" von Straßenverkehrsflächen. Damit seien so genannte Befreiungen von den Bebauungsplänen nötig. Anders sieht es die Sprecherin von Bausenator Peter Strieder (SPD), Petra Reetz: Die Brücken seien "normale Bauwerke". Bedeutende Objekte wie die Schlossbrücke in Mitte stünden nicht auf der Liste. Zwar könnten Bezirksämter die Anträge "im Einzelfall" wegen Sichtbehinderungen für Autofahrer oder anderer wichtiger Gründe ablehnen, ein pauschales Nein sei aber unmöglich. Bleibe Wilmersdorf hart, sei mit einem Widerspruch der Firma zu rechnen. Notfalls könne der Senat dem Bezirk die Zuständigkeit entziehen.

Charlottenburgs Baustadträtin Beate Profé (Bündnis 90 / Grüne) berichtete, ihr liege bisher kein Antrag vor. Generell hält die Stadträtin noch mehr Werbung für eine "zweifelhafte" Idee. Schon seit längerem gebe es ja Streit um die Tafeln, die der Senat der Firma Wall als Gegenleistung für den Betrieb der "City-Toiletten" zugestanden hat. Dazu komme der neueste Plan von Wall für ein "touristisches Leitsystem" mit Informationssäulen, die zum Teil ebenfalls Werbetafeln tragen sollen. Damit sei das akzeptable Maß an Reklame längst überschritten.

Zehlendorfs Bürgermeister Klaus Eichstädt (CDU) sagte, an ihn habe sich die Städtereklame noch nicht gewandt. Die Praxis des Bezirks erläuterte er am Beispiel der S-Bahn-Brücken: Meistens akzeptiere man die Werbung; doch als die Bahn die historische Brücke am Mexikoplatz einbeziehen wollte, habe man erfolgreich protestiert. Ein anderes Problem seien die Inhalte. Zehlendorfer Händler hätten sich über Werbung für das Potsdamer "Stern-Center" beschwert. "Aber da haben wir keine Eingriffsmöglichkeit."

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