zum Hauptinhalt

Berlin: Fischerinsel: Ende des Ahornblatts: Abgesang mit Misstönen. Gegner und Befürworter des Abrisses lieferten sich noch einmal ein Wortgefecht

Folge "totaler politischer Inkompetenz" sei der geplante Abriss des bis vor kurzem denkmalgeschützten Ahornblatts auf der Fischerinsel, sagte ein Zuhörer. Vom "platt machen" war die Rede.

Folge "totaler politischer Inkompetenz" sei der geplante Abriss des bis vor kurzem denkmalgeschützten Ahornblatts auf der Fischerinsel, sagte ein Zuhörer. Vom "platt machen" war die Rede. Wer "nur einen Funken von Kultur in sich hat", könne das nicht befürworten, fand eine Frau. Sie warf der Denkmalschutzbehörde "Unfähigkeit" vor. Der Architekt des Neubauprojekt, das an der Stelle des Ahornblatts entstehen soll, musste sich fragen lassen, ob er das moralisch verantworten könne.

Die Wogen schlugen noch einmal hoch bei der gestrigen Diskussion zum Thema "Abschied und Neubeginn" auf der Fischerinsel, zu der fast alle Protagonisten in Sachen Ahornblatt erschienen: Investoren, Denkmalschutz, Bezirksamt, sogar die frühere Baustadträtin von Mitte, Karin Baumert. Dabei ist der Abriss beschlossene Sache. Die nach dem Krieg in auffälliger, blattartiger Schalenbauweise errichtete Gaststätte für ein DDR-Ministerium soll einem Wohn- und Geschäftshaus weichen.

Im Oktober beginnen die Arbeiten, kündigte Investor Klaus Müller an. Vergangenen Montag rückten die ersten Abrissbagger an. Ende Juni hatte eine Künstler- und Studentengruppe noch einmal für die Erhaltung plädiert. Auf ihrer Seite steht auch die Architektenkammer. Einen "bemerkenswerten Wandel im öffentlichen Bewusstsein" stellte Mittes Baustadtrat Thomas Flierl (für PDS) fest. Die junge Generation entdecke die Architektur der 60er und 70er Jahre als "kulturelles Reservoir".

Wie kam es zur Abrissentscheidung? Der Investor OMD wollte, nachdem er den Zuschlag für das Grundstück erhalten hatte, das Baudenkmal stehen lassen. Daneben war ein Hochhaus geplant. Danach verabschiedete das Abgeordnetenhaus das so genannte Planwerk Innenstadt, das an der Stelle den Bau weiterer Hochhäuser ausschließt. Die Pläne wurden geändert, nun sollte das neue Haus in die Breite gehen, das Ahornblatt verschwinden. "Das war keine Frage der Moral, sondern eine der geänderten Rahmenbedingungen", sagte der von OMG beauftragte Architekt, Gernot Nalbach.

Thomas Flierl sagte, der Abriss hätte nur verhindert werden können, wenn die Verkäuferin des Grundstücks, die Oberfinanzdirektion, ihre Gewinnerwartung zurückgeschraubt hätte. Dann wäre ein kleinerer Neubau möglich gewesen. Frank Keidel von der Oberen Denkmalschutzbehörde verteidigte die Entscheidung seiner Behörde, den Denkmalschutz aufzuheben. Sie sei durch den Senat und das Abgeordnetenhaus legitimiert.

tob

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false