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Berlin: Fit für Politik und Sport, zu krank fürs Jobcenter

CDU-Abgeordneter Körber: Ich habe beim Bezirk vergeblich eine neue Arbeitsstelle eingefordert

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Ein knappes Jahr war der neu gewählte CDU-Abgeordnete Scott Körber krankgeschrieben. Trotzdem treibt der 35-jährige Diplom-Verwaltungswirt begeistert Kraftsport und hat in den vergangenen Monaten einen anstrengenden Wahlkampf absolviert. Im Job-Center Charlottenburg-Wilmersdorf, seiner Arbeitsstelle, fehlte Körber seit 2005. Der Hausarzt hatte Körber attestiert, dass er diese Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht ausüben könne. Vom Amtsarzt wurde das bestätigt.

„Ich weiß, das hört sich komisch an“, sagt der Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Marienfelde. Aber er wehrt sich gegen den Vorwurf, ein Drückeberger zu sein, der mit einer Krankschreibung in der Tasche genügend Zeit besaß, um den Wahlkreis 7 in Tempelhof-Schöneberg zu pflegen – und zu gewinnen: mit 44 Prozent der Erststimmen. Damit setzte sich Körber vor den Ex-Fraktionschefs der Union, Frank Steffel (42,3 Prozent) und Nicolas Zimmer (43,7 Prozent), an die erste Stelle der Wahlkreissieger. Sein Slogan in Mariendorf: „Tun Sie was, sonst tut sich nix. Ja, ich tu was!“

Arbeiten ging der CDU-Mann jedoch nicht. Das sei nicht seine Schuld, sagte Körber gestern. An den Leiter des Job-Centers habe er in den vergangenen Monaten sechs Briefe geschrieben und „unmissverständlich eine Arbeitsstelle eingefordert“, die vom Attest nicht ausgeschlossen sei. Körber leidet unter starkem Bluthochdruck, mehr möchte er über seine Krankheit nicht erzählen. Eine Antwort auf die Briefe habe er nicht erhalten. Daraufhin habe er sich an die Abteilungen für Sozialwesen und ans Personalamt des Bezirks gewandt und die Auskunft erhalten, dass wegen der Einsparnotwendigkeiten in den Bezirken keine passende Stelle für ihn zu finden sei.

Der CDU-Mann glaubt zu wissen, dass allein im Job-Center Charlottenburg-Wilmersdorf „eine zweistellige Zahl von Mitarbeitern“ krankgeschrieben sei oder die Arbeit nur mit Müh und Not erledigen könne. Am 15. September, zwei Tage vor der Wahl, hat ihn der Hausarzt aber wieder komplett gesundgeschrieben, das amtsärztliche Attest ist noch nicht abgelaufen. „Im Grunde bin ich kerngesund“, sagt Körber über Körber. Nur bestimmte Tätigkeiten, die seinem Blutdruck nicht guttun, könne er nun mal nicht ausüben. Jetzt hat er Erholungsurlaub genommen, um seiner Dienststelle „Zeit zu geben, doch noch was für mich zu finden“. Eine Halbtagsstelle, mehr steht Körber nicht mehr zu, denn nun ist er ja Abgeordneter. Ausgestattet „mit dem vollen Vertrauen von Partei und Fraktion“, so CDU-Generalsekretär Frank Henkel.

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