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Irgendwie unfertig. Der Protest gegen das Stadtschloss fiel mager aus.

© Paul Zinken

"Flashmob" in Berlin: Stadtschloss-Protest in Minimalbesetzung

Aktivisten wollten vor der Humboldt-Box gegen das Stadtschloss protestieren. Geplant war ein großer Flashmob und ein "Humboldt-Shake" – zu dem aber nur vier Demonstranten abschüttelten.

Ein lustiger Protest, dieser Harlem Shake, findet Ernst Wolf Abée. „Man darf sich wie ein Kind verhalten“, sagt der Architekt über den Tanz, der durch zahlreiche Youtube-Videos international berühmt geworden ist. Abée findet, dass das Phänomen mehr ist als ein Lied, zu dem Menschen herumzappeln und -hüpfen. „Es ist auch politisch, man kann es als Protest verstehen.“ In Ägypten zum Beispiel sei der Harlem Shake mittlerweile verboten, aus schierer Angst davor, dass sich Menschen spontan zusammentun. Spontan allerdings ist hier gar nichts. Seit Wochen hat Abée für seine Idee mobilisiert. Die Anzahl der Mitstreiter, die gekommen sind: drei. Vielleicht haben sich die Berliner ja schon abgefunden mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses.

Dennoch hat der Aktivist von der Initiative Schloss-Freiheit einen „Humboldt-Shake“ ins Leben gerufen. Und weil es sich um eine Demonstration handelt, nagelt er Pappbögen auf Sperrholzplanken, schüttelt eine Farbdose und sprüht „Stoppt soziale Vereisung“ auf die Pappe. Zum Harlem-Shake gehört auch eine auffällige Verkleidung. Deshalb wickelt er sich ein schwarzes Tuch um den Kopf, setzt eine Sonnenbrille auf und platziert sich zwischen den Gedenksäulen am Lustgarten gegenüber der Humboldt Box. Die Musik setzt ein, jetzt wird geschüttelt. Er und drei andere tanzen zwölf Minuten zu den elektronischen Beats, schlagen ihre Schilder auf den Boden wie Rockstars ihre E-Gitarren.

Passanten schauen von der Lektüre an den Gedenksäulen auf, wundern sich. „Die protestieren gegen steigende Wohnungspreise, oder?“ vermutet Susanne Baier, die gerade mit ihrem Sohn vorbeikommt. Vor lauter Schüttelei kann sie die Schilder nicht lesen. Die wahre Aussage des Protests, den Stopp des Humboldtforums, findet sie zwar gerechtfertigt, mitshaken will sie aber trotzdem nicht. Da ist eine Gruppe junger Touristen schon offener. Sie zucken mit den Schultern, wackeln mit den Hüften und kommen etwas näher. Dann verlegenes Lachen. Handyfoto. Weiter geht’s zu der nächsten echten Sehenswürdigkeit.

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