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Berlin: Flocken, Matsch und Glätte

Weiße Weihnachten - ein Wunsch vieler Berliner. Jetzt scheint er in Erfüllung zu gehen.

Weiße Weihnachten - ein Wunsch vieler Berliner. Jetzt scheint er in Erfüllung zu gehen. Gestern war der Himmel bis in den Nachmittag hinein voller Flocken. Schon frühmorgens ging auf den Straßen und Flughäfen zeitweise nichts mehr. Doch im Laufe des Tages entspannte sich laut Polizei die Lage. In den kommenden Tagen soll es winterlich bleiben. Der Regen am späten Nachmittag und Abend war nach Einschätzung der Meteorologen nur "ein Zwischenfall." Sie prophezeien zum Wochenende vereinzelte Schneefälle, Kälte und extreme Glätte.

Seit drei Uhr morgens war die "Räumflotte" der Straßenreinigung (BSR) in der Nacht zu Freitag auf den Straßen Berlins im Einsatz. Schneepflüge räumten vor allem die Hauptstraßen, deren Kreuzungen und Busspuren. Insgesamt waren sie auf "rund 7000 Arbeitskilometer" unterwegs, sagte Bernd Müller, Sprecher der BSR. "Das ist so viel, als führe man sechs Mal von Berlin nach München und zurück." Auch in den kommenden Tagen werden - wenn das Wetter so bleibt - insgesamt 2300 Männer in orange auf drei Schichten verteilt arbeiten.

"Die meisten Autofahrer hatten ein Gespür für die Glätte und fuhren besonnen", sagt Axel Berndt vom Verkehrswarndienst der Polizei. "In Zeiten ohne Schnee haben wir manchmal mehr Unfälle." Doch die langsame Tour war manchmal erzwungen: So sperrte die Polizei wegen eines Glätteunfalls zwischen neun und zehn Uhr morgens den östlichen Berliner Ring. Ein bis zu 12 Kilometer langer Stau war die Folge.

Denjenigen, die sich heute mit dem Auto auf den Weg in den Weihnachtsurlaub machen, rät Axel Berndt "die dreifache Fahrzeit" zu kalkulieren." Die Autos sollten unbedingt mit Winterreifen und Schneeketten versehen sein. Außerdem empfiehlt er eine Notfall-Ausrüstung: "Heißen Kaffee mitnehmen, Tee, Decken sowie Enteiser und eine kleine Tüte Salz." Wer im Schnee stecken bleibe, komme damit erst einmal über die Runden.

Wenig hilfreich waren hingegen die sogenannten Kehr-Blas-Geräte, mit denen man am Flughafen Tegel versuchte, die Start- und Landebahn vom Schnee zu befreien. "Durch den starken Wind sind die Bahnen immer wieder mit Schnee zugepackt worden", sagt Eberhard Elie, Sprecher der Berliner Flughäfen. Chemische Auftaumittel mussten helfen. Fast alle Starts und Landungen fielen ab sieben Uhr für eineinhalb Stunden aus. Und auch am späteren Vormittag gab es Verspätungen bis zu zwei Stunden.

Teilweise wurden die Flugzeuge, die in Tegel oder Tempelhof landen sollten, nach Schönefeld umgeleitet, "weil die Landebahn-Oberfläche hier rauher ist und mechanisch geräumt werden konnte". Mit weiteren Sperrungen rechnet Elie nicht, "es sei denn, es gibt Blitzeis".

Das sieht Donald Bäcker vom Wetterdienst Meteofax in den nächsten Tagen nicht. Dennoch könne man von "extremer Glättegefahr" ausgehen, weil starker Frost drohe. In der Nacht zu Sonntag soll das Thermometer am Stadtrand auf minus zehn Grad Celsius fallen, tagsüber erwartet Meteofax um die minus fünf Grad.

Und am Heilig Abend könnte es sein, "dass die Leute in den Abendstunden romantisch zur Kirche gehen" - im Flockenwirbel.

Die besten Rodelbahnen

Kaum fallen die ersten Flocken, wird auch der kleinste Hügel in der Stadt zur Rodelbahn. Kinder quietschen und juchzen, der Schnee, der gestern pünktlich vor Weihnachten niederrieselte, klebt an ihren Jacken und Fäustlingen. Eine Auswahl der besten Bahnen für Spontan-Rodler: Der Teufelsberg mit seinen 120 Metern Höhe. Die Bahn ist 150 Meter lang. Eine 400 Meter lange Piste ist ausschließlich für Skifahrer und Snowboarder gedacht (Bus 149 vom Theodor-Heuss-Platz). Die Müggelberge, mit 115 Metern die höchste Erhebung Berlins, bieten vier Bahnen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Auch Skilangläufer legen hier ihre Loipen (S3 Köpenick, weiter mit dem Bus 169 bis Müggelheimer Damm). Am Insulaner in Schöneberg kann man einen Hang von 220 Metern Länge hinunterrutschen (Bus 170, S2 und S25 Priesterweg). Der Kreuzbergist mit seiner 50 Meter langen und recht breiten Bahn der ideale Kinderrodelplatz ( U6 Platz der Luftbrücke, Bus 140). Und auch im Volkspark Prenzlauer Berg und im Friedrichshain haben Rodelfreunde an steilen Bahnen ihre Freude. tabu

Der Schipper-Tipp

Solange Schnee fällt, kann die Schippe im Schuppen bleiben. Denn Grundstückseigentümer müssen Schnee erst "unverzüglich nach Ende des Schneefalls" beseitigen (lassen). Wobei nach Ansicht der - häufig eingeschalteten - Gerichte feiner Griesel wie gestern Mittag kein "Fall" ist: die Räumung muss beginnen "wenn der Schneefall nur noch unerheblich andauert". Glätte muss "unverzüglich nach Entstehen" abgestumpft werden. Diese Pflichten gelten tagsüber von 7 Uhr (sonntags 9 Uhr) bis 20 Uhr. Ha

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