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Berlin: Flop-AG

Birgit Fuchs wagte es als eine der Ersten – und ging pleite

Wenn man nichts mehr auf der hohen Kante hat, ist die Sache mit der IchAG ein Problem. Sagt Birgit Fuchs, die Anfang des Jahres zu den Ersten in Berlin gehörte, die nach Art des Hartz-Konzeptes den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Als der Tagesspiegel damals mit ihr sprach, zeigte sich die 37-Jährige aus Tempelhof noch optimistisch. Sie hatte vor, kleine Werbeflächen an der Stirnseite von Supermarkt-Einkaufswagen zu vermarkten. Die Interessenten wollte sie dann an eine Werbeagentur weiter vermitteln.

Anträge zur Gründung der Ich-AG hatte Birgit Fuchs im Arbeitsamt schon ausgefüllt, selbst um den Gewerbeschein hatte sie sich gekümmert. Doch schon wenige Wochen später kam das Aus: „Die 600 Euro vom Arbeitsamt als Zuschuss gingen fast komplett für Krankenkasse und Rentenversicherung drauf.“ Höchstens 150 Euro seien pro Monat noch übrig geblieben. „Wenn keine Rücklagen da sind, wird’s eng“, sagt Fuchs, die vor der Ich-AG für sich und ihre zehnjährige Tochter Arbeitslosenhilfe bezogen hatte.

Bei der Arbeitslosenhilfe ist die Frau mit den 16 verschiedenen Jobs im Lebenslauf wieder gelandet. Jetzt blickt Birgit Fuchs kritisch auf das Konzept der Ich-AG zurück: „Wenn der Bund meine Rentenversicherung übernommen hätte – oder mich wenigstens davon befreit hätte – wäre die Sache vielleicht anders ausgegangen.“ Schließlich brauche man einen bis drei Monate Anlaufzeit, um auch tatsächlich die ersten 1000 Euro aus einer neu gegründeten Ich-AG zu verdienen.

Nun will sich Birgit Fuchs mit dem Alternativ-Angebot des Arbeitsamtes, dem Überbrückungsgeld, selbständig machen. Die neue Geschäftsidee: ein Kleinst-Unternehmen für Haushaltshilfen aller Art – „einkaufen für ältere Menschen zum Beispiel, verbunden mit einem kleinen Büroservice“. Damit könne sie ihre Arbeitslosenhilfe für ein halbes Jahr weiter beziehen und bekomme einen Zuschuss für ihre Sozialversicherung. An der Idee der Selbständigkeit hat Birgit Fuchs Gefallen gefunden – nur eben nicht über den Weg der Ich-AG. ase/hwi

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