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Berlin: Flucht aus Abschiebegewahrsam: Häftling sprang über Mauer

Ein 27-jähriger Georgier nutzte seinen Freigang im Hof, um zu entkommen. Gegen die Wachtposten wird jetzt ermittelt

Mit einem Sprung über eine 3,80 Meter hohe Mauer ist ein Häftling am Freitagmittag aus dem Abschiebegewahrsam der Polizei in Grünau geflüchtet. Die Flucht gelang dem 27-jährigen Georgier gegen 12 Uhr während einer „Freigangsstunde“ im Hof des Gewahrsams. Er befand sich dort auf einem der insgesamt drei Freigangshöfe mit anderen Häftlingen.

Die drei Wachposten, die „ein Auge auf die Häftlinge haben sollten“, wie es bei der Polizei hieß, hätten die Flucht des Mannes nicht mitbekommen. „Sie saßen im Inneren des Gewahrsams. Sie sollten mit Sicht durch die Gitterstäbe von innen den Hof kontrollieren“, sagte eine Polizeisprecherin. Nun werde ermittelt, ob die drei Polizeiangestellten gegen die Dienstvorschriften verstoßen haben.

Erste Ermittlungen lassen vermuten, dass dem Häftling von Mitinsassen geholfen worden war, die 3,80 Meter hohe Mauer zu erklimmen. Hinter dieser kommt jedoch eine weitere Mauer, die bezwungen werden musste, um nach außen zu gelangen: Dies schaffte der Insasse, indem er zwischen den beiden Mauern auf das Dach eines „Postenhäuschens“ kletterte und von dort über die äußere Mauer in die Freiheit sprang. Der Wächter im Postenhäuschen hatte die Flucht des Häftlings durch das „Rumpeln auf dem Dach“ mitbekommen. „Aber da war der Mann bereits geflüchtet. Ob er sich durch die Sprünge verletzt hat, wissen wir nicht“, sagte eine Polizeisprecherin. Die Kripo fahndet nun nach dem 27-Jährigen.

Erst im April war zwei Insassen eine spektakuläre Flucht aus dem Abschiebegewahrsam gelungen: Die beiden 21 und 25 Jahre alten Häftlinge aus der Ukraine und Mazedonien durchsägten in der Nacht zum 13. April die Gitterstäbe ihrer Zelle und seilten sich dann mit verknoteten Laken in den Hof ab. Danach verschwanden sie. Die Flucht wurde erst um zwei Uhr nachts entdeckt; die Suche blieb erfolglos. Anfang Juli konnte ein Wachposten eine Flucht verhindern: Er hatte in einer Zelle Sägegeräusche gehört. Drei Männer waren gerade dabei, die Stäbe ihrer Zelle zu durchsägen, als sie entdeckt wurden. Nach diesen Vorfällen hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch angekündigt, die Sicherheitsvorkehrungen überprüfen zu lassen. „Seitdem werden in dem Gewahrsam Stück für Stück die Gitterstäbe gegen hochwertigeres Material ersetzt“, hieß es bei der Polizei. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hatte sich nach einer Flucht von drei Jugoslawen vor drei Jahren gegen eine strikte Verschärfung ausgesprochen. Die Begründung: Grünau sei ein Gewahrsam für illegal in Deutschland lebende Menschen und kein Gefängnis.

Ermittler, die den Gewahrsam in Grünau gut kennen, berichten, dass bislang unklar ist, wie die Sägen in das Gewahrsam gelangt waren. Die Einrichtung ist mit einer Sicherheitsschleuse ähnlich wie auf Flughäfen ausgestattet, in der Besucher eingehend kontrolliert werden. Die Ermittler vermuten: Die Fluchtversuche sind nur durch Hilfe von außen möglich gewesen. Die Polizeiangestellten sollen normalerweise sowohl die Besucher mit Hilfe der Sicherheitsschleuse kontrollieren als auch die Gefangenen, bevor sie in ihre Zellen zurückkehren. „Doch das Personal ist nicht das Beste. Oft wird nur schlampig kontrolliert“, sagte ein Ermittler.

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