zum Hauptinhalt
Zwei Welten. Im Hangar 1 leben viele Flüchtlingsfamilien mit Kindern, am Künstlereingang zu Hangar 6 versuchten am Sonnabend Schaulustige einen Blick auf Promis zu erhaschen.

© dpa

Flüchtlinge in Berlin: Ein Herz für Kinder: Glanz und Elend im Hangar

Die Spendengala „Ein Herz für Kinder“ fand direkt neben den Flüchtlingsunterkünften in Tempelhof statt. Nicht alle fanden das gut. Der Sprecher des Berliner Flüchtlingsrats empfindet die Zustände dort als "menschenunwürdig".

Von Sandra Dassler

Fast 19 Millionen Euro sind am Sonnabend bei der im ZDF übertragenen Benefizgala „Ein Herz für Kinder“ gespendet worden. Unter die Freude darüber mischte sich bei manchem Berliner auch etwas Beklemmung, denn die zu dem Event eingeladene Prominenz präsentierte sich ausgerechnet im Hangar 6 des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof – unmittelbar neben den Notunterkünften für mehr als 2.000 Flüchtlinge.

„Die Zustände in den Hangars sind schlicht menschenunwürdig“, sagt der Sprecher des Berliner Flüchtlingsrats Georg Classen. „Auch und gerade für die Kinder, die sich nachts nicht einmal auf die Dixiklos draußen in der Kälte trauen, weil es kalt ist und schmutzig und sie einfach nur Angst haben“, sagt Classen.

Die frühere Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John sieht die Situation der Flüchtlinge in Tempelhof zwar ebenfalls kritisch, findet es aber nicht schlimm, dass die Sendung gleich nebenan aufgezeichnet wurde. „Es kommt doch immer auf die Intention und das Ergebnis an“, sagt sie: „Das Geld wird dringend gebraucht – im Übrigen auch für Flüchtlingskinder.“ Das findet auch Christoph Schuster, der Leiter des Gebäudemanagements der Tempelhof Projekt GmbH. „Wir sind froh, dass die Veranstaltung noch stattfinden konnte, bevor auch Hangar 6 mit Flüchtlingen belegt wird.“

Johannes B. Kerner hatte zu Beginn der Sendung auf die Flüchtlinge hingewiesen

Constanze Döll, die Sprecherin der Tempelhof Projekt GmbH, ergänzt, dass die vom Axel-Springer-Verlag organisierte Benefizgala lange geplant war und auch schon in den Jahren zuvor in Tempelhof stattgefunden habe. Moderator Johannes B. Kerner hatte zu Beginn der Sendung ausdrücklich darauf hingewiesen, dass nebenan 700 Flüchtlingskinder lebten und man mithelfen müsse, diesen Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Dafür warb auch die Sängerin Sarah Connor, die bei sich neun Flüchtlinge aufgenommen hat, und Schauspieler Til Schweiger, der für sein Engagement für Flüchtlinge ausgezeichnet wurde.

So leben die Flüchtlinge im alten Flughafengebäude in Tempelhof.
So leben die Flüchtlinge im alten Flughafengebäude in Tempelhof.

© dpa

Wie viel Geld von den knapp 19 Millionen Euro tatsächlich Flüchtlingskindern zugutekommt, konnte gestern noch keiner sagen – fest steht, dass es die vorerst letzte große Veranstaltung in den Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof war. Drei von ihnen sind bereits mit 2100 Flüchtlingen belegt, sagt die Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Regina Kneiding. Fast 5000 Menschen sollen nach und nach in insgesamt sieben Hangars unterkommen, wobei einer zunächst nicht für die Unterbringung zur Verfügung stehen wird.

Dass viele Events, darunter die Modemesse „Bread and Butter“, nicht mehr in Tempelhof stattfinden könnten, sei zwar bedauerlich, sagt der Sprecher von Visit Berlin, Christian Tänzler: „Aber die Unterbringung von Flüchtlingen hat aus humanitären Gründen oberste Priorität. Und das spricht auch für Berlin als weltoffene Stadt mit Herz.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false