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Ihr Kinderlein kommet. Im Souterrain des Berliner Domes werden gerade Betten, Raumteiler und Lichtinstallationen aufgebaut, Duschen sind bereits vorhanden.

© Thilo Rückeis

Flüchtlinge in Berlin: Junge Asylsuchende ziehen in Berliner Dom ein

Bald sollen sechzehn minderjährige Flüchtlinge im Souterrain des Berliner Doms wohnen. Am heutigen Sonntag lädt die Domgemeinde die Helfer zu einen Dankgottesdienst ein.

Dompredigerin Petra Zimmermann findet es beeindruckend. Bereits vierzig Mitglieder der protestantischen Domgemeinde in Mitte engagieren sich als ehrenamtliche Flüchtlingshelfer. Und in der ganzen Stadt setzen sich inzwischen etliche tausend Berliner in ihrer Freizeit dafür ein, dass Asylsuchende vor allem aus den Kriegsgebieten in Syrien und Afghanistan menschenwürdig untergebracht werden.

Als Dankeschön für diesen Einsatz laden die Domprediger am heutigen Sonntag ab 18 Uhr alle ehrenamtlichen und professionellen Helfer zu einem musikalischen Segnungsgottesdienst in das größte Gotteshaus Berlins am Lustgarten ein. Im Souterrain des Doms wird zudem seit Tagen heftig gewerkelt, um den bisherigen Ausstellungsraum neben dem Domcafé und -Shop in eine Notunterkunft zu verwandeln: Am Donnerstag sollen dort 16 minderjährige Flüchtlinge einziehen.

Gottesdienst-Motto: "Sie schaffen es jeden Tag!"

Kanzlerin Angela Merkel wird sich über das Motto des Dankgottesdienstes freuen. „Sie schaffen es jeden Tag!“ haben die Domprediger Petra Zimmermann, Thomas C. Müller und Michael Kösling sowie Organist Peter Michael Seifried ihre Einladung überschrieben – mit Blick auf die vielen tatkräftigen Helfer. „Sie leisten Unglaubliches in hunderten Flüchtlingsunterkünften, Schulen, Privatwohnungen und karitativen Organisationen“, heißt es weiter. „Sie arbeiten im Team oder alleine, organisiert oder spontan, privat oder in einer Einrichtung.“

Die gemeinsame Andacht, die Predigt von Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein, das musikalische Rahmenprogramm und die abschließende Segnung „sollen Kraft spenden“, sagt Pastorin Petra Zimmermann. Denn: „Gemeinschaft macht stark. Es geht um das Wissen, dass man mit seiner Idee, seinen Werten und Vorstellungen nicht alleine ist.“ Willkommen seien selbstverständlich alle Helfer – egal, welcher Konfession, ob gläubig oder nicht.

Auch der neue Schutzraum im Untergeschoss des Berliner Doms soll das vielgestaltige Puzzle der Berliner Hilfsinitiativen nun ergänzen. Ausreichende Sanitärräume mit Duschen sind bereits vorhanden, 16 Betten, Raumteiler und Lichtinstallationen werden derzeit auf- und eingebaut. Solche Angebote sind dringend nötig. Schon bis Ende November dieses Jahres kamen mehr als 3000 Kinder und Jugendliche ohne ihre Eltern oder andere Familienangehörige vor allem aus Syrien nach Berlin. Häufig traumatisiert. Alleine losgeschickt aus verschiedensten Gründen: Damit sie ein besseres Leben in Europa haben. Weil Verwandte im Krieg starben.

Alleine in Deutschland. Junge Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern eingereist sind.
Alleine in Deutschland. Junge Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern eingereist sind.

© dpa

Minderjährige Flüchtlinge dürfen nicht in den üblichen Notunterkünften untergebracht werden. Ihnen steht gesetzlich ein besonderer Schutz zu. Sie kommen meist in betreuten Jugendherbergen, Hostels oder Gästehäusern unter, aber es mangelt an Plätzen, neue Unterkünfte werden ständig gesucht. Und auch Betreuer fehlen überall. Deshalb hat das Helferteam der Domgemeinde einen verbindlichen Schichtplan ausgearbeitet: Rund um die Uhr werden ab Donnerstag ehrenamtliche Aktive als Ansprechpartner für die Kinder und Jugendlichen im Dom präsent sein.

Dabei stehen sie auch den überforderten Behörden vielfältig zur Seite. Diese müssen beispielsweise für geflüchtete Kinder und Jugendliche ein besonderes Clearingverfahren durchführen. Ein Gesundheitscheck gehört dazu. Und der Schulbesuch in einer Willkommensklasse muss so bald wie möglich organisiert werden.

Auch das Abgeordnetenhaus sagt Dankeschön: Gratisbesuche in Museen und Theatern

Außerdem fällt es schwer, jedem unbegleiteten Minderjährigen einen Vormund zur Seite zu stellen, obwohl das Gesetz dies dringend einfordert. Derzeit nehmen Mitarbeiter des Jugendamtes von Steglitz-Zehlendorf diese Aufgabe zentral für ganz Berlin wahr, sie sind aber längst an ihre Grenzen geraten und deshalb froh über jede Form von Unterstützung. So ist ein Vormund trotz der vielfältigen, damit verbunden Aufgaben oft für mehr als 50 Kinder und Jugendliche zuständig. Er muss seine Schützlinge bei ihrem Asylantrag beraten und begleiten, sich um Gesundheit, Integrationshilfen und Unterbringung kümmern und ein persönliches Vertrauensverhältnis aufbauen.

Dass bei alledem die ehrenamtlichen Helfer unverzichtbar sind, hat auch das Berliner Abgeordnetenhaus in der vergangenen Woche gewürdigt. Ein parteiübergreifendes „Dankeschön“ wurde verabschiedet, verbunden mit einem kleinen Bonus. Am 31. Januar 2016 können die Berliner Museen, Zoo und Tierpark sowie etliche Theater und verschiedenste landeseigene Einrichtungen gratis besuchen. Wo dies überall möglich ist, soll in Kürze auf der Website: www.berlin-sagt-danke.de stehen.

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