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Polizei im Einsatz (Symbolbild).

© Patrick Pleul/dpa

Flüchtlinge in Notunterkünften: Ausraster schon bei kleinen Anlässen

Am Freitagabend griffen Flüchtlinge eine Security-Mitarbeiterin an. Sicherheitsleute berichten von zunehmender Aggressivität.

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Erneut ist es in einer Flüchtlingsunterkunft zu einer Gewalttat gekommen: Am Freitagabend griffen mehrere Mitglieder einer Familie eine Mitarbeiterin des dort eingesetzten Wachschutzunternehmens an und verletzten sie. Zuvor soll es einen Streit gegeben haben, worum es dabei ging, konnte die Polizei nicht sagen. Die 19-jährige Deutsche wurde beleidigt und anschließend geschlagen. Sie stürzte zu Boden, wo drei Frauen im Alter von 14, 18 und 46 Jahren und ein 20-jähriger Mann auf sie eingetreten haben sollen. Noch vor dem Eintreffen der Polizei flüchteten die Tatverdächtigen aus dem Heim, das in der früheren Luise-und-Wilhelm-Teske-Oberschule am Tempelhofer Weg untergebracht ist.

Angreifer schnell identifiziert

Die Namen der vier mutmaßlichen Angreifer konnten aber durch die Aussagen des Opfers und die Hilfe der Heimleitung schnell ermittelt werden. Demnach handelt es sich um drei Angehörige einer syrischen Familie und eine ebenfalls aus Syrien stammende 46-Jährige. Gegen sie wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Obwohl keine Waffen eingesetzt wurden, gilt die Tat als „gefährliche“ Körperverletzung, da die Angreifer gemeinsam zugeschlagen haben sollen. Die junge Frau vom Wachschutz erlitt bei dem Angriff leichte Gesichtsverletzungen und klagte über starke Kopfschmerzen. Sie begab sich zum Arzt.

Feste Ansprechpartner bei der Polizei

Am Freitag hatte Polizeipräsident Klaus Kandt anlässlich der Vorstellung der Kriminalstatistik mitgeteilt, dass 2015 etwa 2000 Straftaten in Flüchtlingsunterkünften erfasst wurden. 43 Prozent dieser Taten waren so genannte Rohheitsdelikte, überwiegend Körperverletzungen. Die Polizei hat erst in der zweiten Jahreshälfte begonnen, Taten in Heimen separat zu erfassen. Die Taten im ersten Halbjahr wurden anhand der Tatorte nachträglich erfasst. Die Zahlen seien deshalb wenig aussagekräftig, sagte Kandt. Von Flüchtlingen bewohnte Hostels zum Beispiel würden nicht darunterfallen. Kandt sagte, dass es ein sehr schwer bezifferbares Dunkelfeld gebe. Vermutlich wird eine große Zahl von Taten nie angezeigt. Als „vertrauensbildende Maßnahme“ hat die Polizei in jeder der sechs Berliner Polizeidirektionen einen Verantwortlichen und für jede Unterkunft einen festen Ansprechpartner bestimmt.

Sicherheitsleute nicht ausreichend geschult

Wie berichtet hatte es bereits am Donnerstagabend zwei Gewaltausbrüche in Flüchtlingsunterkünften in Adlershof und Karlshorst gegeben. Ein Heimleiter erlitt Gesichtsfrakturen, er musste mehrere Tage stationär im Krankenhaus behandelt werden. Die Schlägerei soll auch durch das Verhalten einiger Sicherheitsleute provoziert worden sein, hieß es.

Viele von ihnen seien nicht ausreichend geschult, um auf schwierige Situationen adäquat zu reagieren, sagte der flüchtlingspolitische Sprecher der Piraten, Fabio Reinhardt. Seine Fraktion hatte – wie berichtet – eine Kennzeichnungspflicht für Securitys gefordert, die Entscheidung darüber wurde vertagt.

Sicherheitsleute berichten, dass vor allem durch die beengten Verhältnisse in den Notunterkünften und die fehlende Privatsphäre die Stimmung immer aggressiver werde. Manchmal reiche es schon, wenn nachts ein Handy klingele.

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