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Ein Blick in die ehemalige Aula der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg.

© dpa

Flüchtlingsfrust in der Gerhart-Hauptmann-Schule: "Ihr kriegt uns hier nicht raus!"

Nicht alle Flüchtlinge wollen die besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg verlassen. Viele der Bewohner sind mit ihrer Kraft am Ende. Doch auch der Bezirk macht nun Druck.

Die Bewachung des besetzten Gebäudes der einstigen Gerhart-Hauptmann-Oberschule in Kreuzberg ist nach der tödlichen Auseinandersetzung zweier Flüchtlinge in der vergangenen Woche verstärkt worden. Die Sicherheitslage und die Atmosphäre rund um die Schule an der Ohlauer Straße bleibt angespannt. Die Trauerfeier zeigte, dass die Flüchtlinge in der Schule psychologische Hilfe und eine feste Unterkunft brauchen. Der folgenschwere Streit zwischen zwei Männern drehte sich nach bisherigen Ermittlungen um die Benutzung einer Dusche. Dann wurde der aus Marokko stammende Flüchtling von einem anderen Bewohner erstochen.

Die Sudanesen Badr und Nasrdin wohnen nahe am Bad, in dem der Vorfall geschah. Beide können es nicht fassen, dass so etwas Schlimmes passierte. Natürlich habe auch die Selbstverwaltung der Flüchtlinge versagt, aber das sei kein Argument gegen den Aufenthalt in der Schule. Auch in Heimen und Lagern geschehe Schlimmes. „In meinem früheren Lager in Eisenhüttenstadt hat sich ein Flüchtling aus Verzweiflung umgebracht“, sagt Nasrdin. Er sieht die Hauptverantwortung für den Vorfall bei der Politik und weigert sich, die Schule zu verlassen.

Die Flüchtlinge sind am Ende

Andere Bewohner wie Badr sind am Ende ihrer Kräfte. „Ich möchte nicht mehr hier sein, dafür bin ich nicht nach Deutschland geflohen“, sagt er. Während er erzählt, verlässt Nasrdin erbost den Raum. Denn Badr beklagt sich, dass er schon seit Wochen auf der Liste von Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) registriert sei: „Passiert ist nichts.“ Obwohl er mit dem Senat kooperiere. Auf der Liste werden alle für einen Umzug vorgesehenen Flüchtlinge erfasst. Allerdings fehlten noch viele Namen, wie Bezirkssprecher Sascha Langenbach bestätigt.

Nasrdin versteht die Kooperation von Badr mit dem Senat nicht. Das Leben in der Schule biete immerhin mehr Freiheit als im Heim. Die Besetzung müsse weitergehen. Falls die Polizei die Schule räume, würde er die nächste Brache besetzen.

Aus der Gerhart-Hauptmann-Schule wird ein Flüchtlingszentrum

Sozialsenator Mario Czaja (CDU) bereitet derweil den Umzug in eine andere Unterkunft vor. Im Abgeordnetenhauses sagte er am Montag, die Flüchtlinge könnten „sofort“ umziehen. Die Verhandlungen für eine Unterbringung, die für alle Platz biete, befänden sich in der „finalen Phase“. Ein Termin steht noch nicht fest.

Gegenüber dem Tagesspiegel forderte Innensenator Frank Henkel (CDU) eine „Beendigung des gesetzlosen Zustands“ rund um das Gebäude: „Die Einigung mit den Flüchtlingen umzusetzen, wäre der erste Schritt, den ich von Senatorin Kolat verlange. Der Bezirk ist dann aufgefordert, den zweiten zu gehen.“ Denn eine Räumung durch die Polizei kann rechtlich nur auf Bitten des Bezirks erfolgen. Der zuständige Stadtrat Hans Panhoff (Grüne) setzt indessen weiter auf eine Einigung mit den Flüchtlingen – macht aber auch Druck. Die Besetzer müssten zumindest das Hauptgebäude verlassen, weil man es zu einem Flüchtlingszentrum umbauen wolle. Zu diesem gehöre dann später ein Wohnbereich für 70 Menschen. Lediglich im Pavillon vor dem Hauptgebäude könne man während der Umbauarbeiten auch weiterhin maximal 25 Bewohner dulden.

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