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Leichtbauhalle auf dem Vorfeld des Flughafens Tempelhof.

© dpa

Flüchtlingsunterkunft auf dem Flughafen Tempelhof: Für zwei Millionen aufgebaut, nicht genutzt, abgebaut

Die Blumenhalle wurde einst für zwei Millionen Euro gekauft. In Tempelhof sollten darin Flüchtlinge untergebracht werden. Sie war jedoch unbrauchbar.

Die Blumenhalle am Flughafen Tempelhof ist ein teures Symbol für das hektische Agieren von Politikern und der Verwaltung während der Flüchtlingskrise 2015/2016; im November letzten Jahres wurde sie weitgehend unbemerkt abgebaut. Die in Leichtbauweise errichtete Halle (Kosten zwei Millionen Euro) war ursprünglich vom Land Berlin für die Internationale Gartenschau in Marzahn angeschafft worden. Im Mai 2016 wurde sie auf dem Vorfeld des Flughafens aufgebaut; zunächst sollte sie als Flüchtlingsunterkunft, dann als Spiel- und Sportstätte genutzt werden. Aber schnell stellte sich heraus, dass sie für diese Zwecke unbrauchbar war. Im Winter ließ sie sich nicht heizen; im Sommer wurde es drinnen viel zu heiß. Die Halle entsprechend zu isolieren, wäre zu teuer gewesen. Sie stand also über zwei Jahre ungenutzt herum. Zu den Kosten für Halle und Aufbau kamen Ausgaben für den Wachschutz.

Bei einer Auktion gingen 163 Angebote ein

Im Oktober 2018 wurde sie auf einer Plattform des Zolls zur Versteigerung angeboten. 163 Angebote gingen damals ein. Den Zuschlag habe ein polnischer Möbelhändler erhalten, der 88.000 Euro dafür zahlte, teilte die Sprecherin des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), Monika Hebbinghaus, jetzt auf Anfrage mit. Im November wurde die Halle abgebaut, ohne dass dieser Vorgang das öffentliche Interesse weckte. Bei der Demontage des Baus mussten Kräne eingesetzt werden. Laut LAF waren mehr als 50 Sattelschlepper notwendig, um die riesigen Bauteile abzutransportieren.

Betten im Hangar des Flughafens Tempelhof
Auch die Betten im Hangar des Flughafens Tempelhof werden nicht mehr gebraucht. Die Flüchtlinge sind inzwischen in anderen Unterkünften untergebracht.

© Rainer/Jensendpa

In der Hochzeit der Flüchtlingskrise, als im Sommer 2015 tausende Asylsuchende in der Woche in Berlin ankamen und Unterkünfte fehlten, suchte man händeringend alle möglichen Alternativen. Obwohl der Flughafen Tempelhof zunächst als ungeeignet galt, um dort Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen, verwarf man diese Bedenken jedoch schnell und baute in den Hangars Massenunterkünfte. Dort lebten in Spitzenzeiten bis zu 3000 Menschen. Eigentlich sollten sie in den Hangars nur wenige Wochen bleiben; in der Realität dauerte das Provisorium für viele von ihnen wesentlich länger. Erst Ende 2018 kamen die letzten Flüchtlinge aus den Hangars in anderen Unterkünften unter. Vor gut drei Jahren gab es sogar Pläne, dass am Standort Tempelhof – in den Hangars sowie in Containern und Traglufthallen auf dem Gelände – bis zu 6000 Flüchtlinge leben sollten.

Für die IGA wurde eine weitere Halle bestellt

Auch die Blumenhalle auf dem Flughafengelände sollte zunächst der Unterbringung von Asylsuchenden dienen. Die Idee stammte vom damals eingesetzten Flüchtlingskoordinierungsrat. Die Halle sollte rechtzeitig zur Internationalen Gartenausstellung wieder abgebaut werden, doch bald erwies sich diese Planung als Makulatur. Für die IGA wurde eine weitere Halle bestellt. Die Pläne waren ein Politikum, da das Tempelhof-Gesetz eine Bebauung des Flugfeldes nicht zulässt. Die Halle wanderte aufs umzäunte Vorfeld des Flughafens, wo das Gesetz nicht gilt. Und dann stellte man fest, dass Brand- und Blitzschutz fehlten. Schließlich blieb sie ungenutzt.

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