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Warten auf den ersten Flug: Ein Schild am Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld (Brandenburg)

© dpa/Ralf Hirschberger

Flughäfen in Berlin: BER-Passagierkapazität soll bis 2035 auf 58 Millionen steigen

In vier Wochen stimmen die Berliner über die Zukunft des Flughafens Tegel ab. Die Flughafengesellschaft legt jetzt eine Planung für den BER vor, die das Offenhalten Tegels überflüssig machen soll.

Vier Wochen vor der Abstimmung über die Zukunft des Flughafens Tegel geht die Geschäftsführung der Flughafengesellschaft in die Offensive. Sie übermittelte dem Aufsichtsrat ihre Vorstellungen, wie mit einem so genannten Masterplan die Kapazität des noch nicht eröffneten Flughafens BER bis im Jahr 2035 auf 58 Millionen Passagiere gesteigert werden kann. Sie will so die Behauptung entkräften, Tegel müsse schon alleine deshalb offen gehalten werden, weil der BER die erwarteten Passagierzahlen alleine nicht bewältigen könne.

Die in fünf Phasen vorgesehene Erweiterung beginnt demnach bereits im kommenden Jahr mit dem Bau zusätzlicher Gepäck- und Abfertigungskapazitäten südlich und nördlich des Hauptterminals, sowie einer deutlichen Verlängerung des Nordpiers, das für die Billigflieger vorgesehen ist. Ein neuer Abfertigungsbereich in einer fast 10.000 Quadratmeter großen Halle am Nordpier soll bereits zum Sommerflugplan 2020 die Kapazität um sechs Millionen Passagiere erhöhen.

Wie der Tagesspiegel aus Kreisen des Aufsichtsrates erfuhr, will die Geschäftsführung offenbar auch belegen, dass die von allen gewünschte Einrichtung weiterer Langstreckenverbindungen nur vom neuen Flughafen in Schönefeld aus möglich ist.

Bauchaos soll diesmal vermieden werden

Die Aufsichtsrats-Unterlagen, die dem Tagesspiegel vorliegen, weisen aus, dass die Flughafengeschäftsführung die Kosten der Gesamterweiterung auf 2.3 Milliarden Euro beziffert. 700 Millionen davon sind im bereits beschlossenen Ausbauprogramm enthalten, weitere 1,6 Milliarden sind von der EU bewilligt. Sämtliche Baumaßnahmen sollen von einem Generalunternehmer durchgeführt werden. So soll offenbar ein erneutes Planungs- und Umsetzungschaos wie beim bisherigen Bau des BER vermieden werden.

Im Gegensatz zum ursprünglichen Ausbaukonzept, bei dem zwei Erweiterungsterminals westlich des jetzigen Hauptterminals vorgesehen waren, konzentrieren sich nun alle Ausbaumaßnahmen auf Verlängerungen des Süd- und des Nordpiers und einen Verbindungsgang zwischen beiden Flügeln. Dieser mündet in der Mitte der zentralen Fläche östlich des heutigen Terminals auf ein neues Terminal, das in etwa die Baumasse des Hauptgebäudes erreicht. Es soll ästhetisch den Stil des bestehenden Hauptterminals aufnehmen und spiegeln. Auch dieses Terminal wird vom bestehenden Bahnhof aus zu erreichen sein.

Weiterbetrieb von Tegel soll überflüssig sein

Die letzte große Kapazitätserweiterung soll zwischen 2031 und 2035 durch den Bau eines großen Terminals westlich des heutigen Terminals erfolgen. Da in der Bauphase vor zehn Jahren aus Kostengründen auf die Betonierung eines breiten Tunnels unter dem Vorfeld verzichtet wurde, und dies nachträglich nicht mehr möglich ist, plant die Flughafengesellschaft als Verbindung nun ein breites Zwischengebäude, das auf beiden Seiten von Geschäften flankiert werden kann und so eine zusätzliche Einkaufszone bildet.

Auf dem zentralen Platz, der sich in Verlängerung der Achsen des Süd- und des Nordpiers ergibt, soll die Airport-City mit Büros, Geschäften, Hotels und Wohnungen, jährlich um rund 15.000 bis 20.000 Quadratmetern ausgebaut werden. Östlich davon entstehen neue Parkhäuser. Das ganze Ensemble soll nach dem Willen der Planer durch ein automatisches Personentransportsystem erschlossen werden. Ob dies eine Magnetbahn oder eine Kabinenseilbahn sein wird, ist noch offen. Offenbar sind die Planungsunterlagen bewusst vier Wochen vor der Abstimmung über die Zukunft des Flughafens Tegel verteilt worden.

Die Botschaft, die die Geschäftsführung damit vermitteln will, lautet wohl, dass die in Schönefeld vorgehaltenen und geplanten Kapazitäten ausreichen, um Engpässe zu vermeiden, das also Tegel für die zukünftige Anbindung Berlins aus der Luft nicht gebraucht wird.

Merkel lehnt Tegel-Offenhaltung ab

Bundeskanzlerin Merkel sprach sich am Sonntag gegen den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel aus. Im ZDF-Sommerinterview verwies sie auf die geltenden Beschlüsse, Tegel nach der Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER zu schließen. "Die Rechtssituation ist eine andere", begründete Merkel auf eine eher launig gestellte Frage ihre Haltung zum anstehenden Volksentscheid.

Die Kanzlerin war in dem Interview aufgefordert worden, eine erfundene Nachricht zum Volksentscheid zu kommentieren: "Merkel sagt ja zu Tegel - Altberliner Flughafen soll offen bleiben". Die Kanzlerin winkte ab, verwies auf die Rechtslage und fügte hinzu: "Deshalb wird es diese Schlagzeile nicht geben". (mit dpa)

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