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Im Herbst 2017 soll der BER in Betrieb gehen. Hier im Bild: das Terminal, aufgenommen im Frühjahr 2015.

© Mike Wolff

Flughafen-Aufsichtsrat Michael Zehden: „Die BER-Eröffnung ist nicht in Gefahr“

Keiner ist so lange im Flughafen-Aufsichtsrat wie er: Der Unternehmer Michael Zehden vertritt die Tourismuswirtschaft Berlin. Hier spricht er über den jüngsten Korruptionsskandal, seine Pläne und den Ausbau von Tegel.

Der Hotel-Unternehmer Michael Zehden vertritt seit 2003 die Berliner Tourismuswirtschaft im BER-Kontrollgremium. Er ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Tochtergesellschaft BFG, die den Flughafen Tegel betreibt, und gilt als bestens vernetzt in der Politik. Der 58-Jährige ist bislang der einzige Nicht-Politiker unter den Berliner Vertretern im Aufsichtsrat. Öffentlich äußerte sich Zehden bislang nicht. Im Tagesspiegel-Interview spricht er jetzt über den jüngsten Korruptionsskandal, über Tegel – und seine weitere Zukunft im Aufsichtsrat.

Herr Zehden, der BER wird schon wieder durch eine Korruptionsaffäre erschüttert. Kann das den neuen Eröffnungstermin zum zweiten Halbjahr 2017 gefährden?
Ich bin mir sicher, die Eröffnung 2017 gerät dadurch nicht in Gefahr. Das ist eine Altlast aus der Vergangenheit, die aufzuklären ist und aufgeklärt werden wird.

Am Freitag tagt regulär wieder der Flughafen-Aufsichtsrat. Kommt die Korruptions-Affäre auf die Tagesordnung?
Sicherlich wird das auch ein Thema sein. Insbesondere ist zu klären, wem diese Vorwürfe wann bekannt geworden sind. Der Aufsichtsrat hat es auch erst jetzt von der Geschäftsführung, parallel zu den Medienveröffentlichungen, erfahren.

Der Flughafen hatte bereits im Juni 2013 Hinweise, dass der Baubereichsleiter und Prokurist von Imtech bestochen wurde, unternahm aber offenbar nichts. Ex-Bauchef Horst Amann sagte im Untersuchungsausschuss, dass Hartmut Mehdorn damals informiert wurde. Haben Sie eine Erklärung, was da im Management schief lief?
Wie gesagt: Dazu kann ich nichts sagen. Das wird im Aufsichtsrat zu klären sein, insbesondere, wer wann etwas wusste und was getan wurde.

Es wird die letzte Sitzung Mehdorns, der ein Jahr vorzeitig ausscheidet. Wie sehen Sie seine Bilanz?
Als er kam hat er ganz offensichtlich nicht geahnt, welche Ausmaße der bauliche Rückstand am Flughafen hatte. Auch er ging davon aus, dass es schneller gehen würde, den BER fertig zu bauen und in Betrieb zu nehmen. Es ist ihm gelungen, das Management grundlegend neu aufzustellen, was gar nicht selbstverständlich ist. Herr Mehdorn hat es geschafft, Elmar Kleinert als operativen Chef für Tegel und Schönefeld/Alt zurückzuholen. Er gewann Heike Fölster als Finanzgeschäftsführern und warb Jörg Marks nach immerhin 25 Jahren Siemens als neuen Technikchef ab. Herr Mehdorn hat das Projekt nach all dem, was vor seiner Zeit war, wieder in die richtigen Bahnen gebracht. Das bleibt, das zählt.

Wie bewerten Sie den von politischen Turbulenzen begleiteten Start des neuen Flughafenchefs und früheren Rolls-Royce-Managers Karsten Mühlenfeld?
Es ist nicht optimal gelaufen, war aber angesichts der Meinungsverschiedenheiten um die Nachfolge Mehdorns zwischen den Gesellschaftern auch nicht überraschend. Und zwar weder für den Kandidaten noch für die Aufsichtsratsmitglieder. Aber ich bin mir sicher: Das wird alles schnell vergessen sein. Ich habe ein gutes Gefühl, dass er der Richtige ist.

Sie selbst sind dienstältestes Mitglied des Aufsichtsrates, seit 2003 dabei, als Vertreter der Tourismuswirtschaft. Nun strukturiert der Regierende Michael Müller die Berliner Vertretung im Kontrollgremium um, er und Senator Frank Henkel scheiden aus. Bleiben Sie?
Ja, der Regierende hat mich gebeten, aufgrund meiner langjährigen Erfahrung das Mandat im Aufsichtsrat weiter wahrzunehmen. Wir haben vereinbart, dass ich zumindest 2015 dem Gremium erhalten bleiben werde.

Inzwischen sitzen fast nur neue Gesichter dort…
…genau deshalb. Bei Problemen, die im Aufsichtsrat aktuell besprochen werden, kann es nicht schaden, wenn jemand die Vorgeschichte kennt. Das sieht der Regierende genauso. Deshalb haben wir auch vereinbart, dass ich Aufsichtsratsvorsitzender der BFG bleibe, der Flughafentochtergesellschaft für Tegel.

Michael Zehden, 58, ist ein Berliner Hotel-Unternehmer. Er gilt als bestens vernetzt in der Politik. Seit 2003 vertritt er das Land Berlin im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft.
Michael Zehden, 58, ist ein Berliner Hotel-Unternehmer. Er gilt als bestens vernetzt in der Politik. Seit 2003 vertritt er das Land Berlin im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft.

© privat

Sie haben sich bislang nie öffentlich geäußert. Warum tun Sie es jetzt?
Ich engagiere mich für die Stadt Berlin in verschiedenen Gremien. Mich drängt es nicht in die Öffentlichkeit. So habe ich es auch beim Flughafen immer gehalten. Allerdings gab es in den letzten Wochen auch um meine Person einige Spekulationen. Deshalb beziehe ich heute Stellung.

Warum sind Sie eigentlich im Flughafen-Aufsichtsrat?
2003 ist das Land Berlin an mich herangetreten, weil man einen Tourismusexperten im Aufsichtsrat haben wollte. Hotellerie lebt von Tourismus. Flughafen lebt von Tourismus. Beides ist unmittelbar voneinander abhängig. Das Gleiche gilt für das Zusammenspiel mit Messen und Kongressen. Der Flughafen ist konsequenterweise Mitgesellschafter der Stadtmarketinggesellschaft Visit Berlin...

…wo Sie Aufsichtsratsvorsitzender sind. Noch einmal zum BER: Waren auch Sie zu blauäugig, nicht misstrauisch genug?
Der Begriff Blauäugigkeit trifft nicht zu. Denn wir sind regelmäßig von der Geschäftsleitung und darüber hinaus von externen Controllern, unabhängigen Sachverständigen mit entsprechendem Ruf, informiert worden. Wir mussten davon ausgehen, dass diese Berichte zutreffend sind. In den Controlling-Berichten für den Aufsichtsrat standen bis zuletzt die berühmten Ampeln nie auf Rot.

Sie sind nunmehr seit 2005 Aufsichtsratsvorsitzender der BFG, die den Airport Tegel betreibt. Verkraftet der bis 2017 den Ansturm überhaupt noch?
Natürlich ist der Flughafen jetzt an der Kapazitätsgrenze angelangt. Es ist ein Meisterstück, was die Kolleginnen und Kollegen dort täglich vor Ort leisten.

Muss in Tegel bis 2017 noch einmal investiert werden?
Ja, es macht Sinn, allerdings nur punktuell, wo Dinge kaputt sind oder es im Sinne einer zeitgemäßen Servicequalität dringend erforderlich ist. Klar ist, dass wir in Tegel nur das Nötigste tun.

Herr Zehden, würden Sie darauf wetten, dass es doch noch was mit dem neuen Airport in Schönefeld wird?
Selbstverständlich. Der Willy-Brandt-Flughafen wird eine Erfolgsgeschichte.

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