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Baustelle des Hauptstadt-Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt BER.

© imago/imagebroker

Flughafen Berlin Brandenburg: Verantwortlich? Beim BER? Niemand!

Je länger sich die BER-Eröffnung hinzieht, je mehr Pannen es gibt, umso schwieriger wird es, Verantwortliche zu finden. Vor allem bei der Informationspolitik. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Tretbar

Der Flughafen BER ist eine schreckliche, unendliche Geschichte. Und das ist auch gut so - zumindest aus Sicht der diversen Verantwortlichen. Die Zahl der Pannennachrichten steigt, die Zahl der echten Hiobsbotschaften auch. Die Hoffnung, dass 2017 noch eine Eröffnung drin ist, schwindet. Rainer Bretschneider, Vize-Aufsichtsratschef, glaubt immer noch dran. „Die Luft ist noch so groß, dass es theoretisch geht.“ Ein Satz so verquer wie der BER selbst. Dabei müsste die Luft vielmehr dünn werden - für die, die das Chaos angerichtet haben.

Einstürzende Wände, zu schwere Ventilatoren, illegale Stromnutzung - nur ein Auszug der BER-Nachrichten der vergangenen Wochen. Aber wer trägt eigentlich die Verantwortung für das Desaster? Der Bund? "Sorry, nur Minderheitengesellschafter." Berlin? Brandenburg? "Tut uns leid, aber diese verdammten Techniker, da können wir politisch nichts machen." Also die Geschäftsführung? Nur welche? Ex-Chef Rainer Schwarz vielleicht? Auch nicht, der kassiert weiter ein üppiges Salär dafür, dass er geschasst wurde. Und möglicherweise sind sämtliche strafrechtlichen Entscheidungen schon verjährt, bevor der BER überhaupt eröffnet wird. Hartmut Mehdorn? Wo ist der eigentlich? Im Sprint davon. Karsten Mühlenfeld, der amtierende BER-Chef? Der dürfte all das für Altlasten halten. Bliebe noch Klaus Wowereit. Aber der hat ja notorisch von nichts gewusst und nichts mitbekommen. Siehe Altlasten. Je länger die Baustelle BER also bestehen bleibt, um so verwaschener die Verantwortlichkeiten. Man könnte auch sagen: Jede neue Panne, jede Verzögerung spielt den wirklich Verantwortlichen der Vergangenheit in die Hände.

Angesichts der verheerenden Lage aber von Abriss zu reden, ist wohlfeil. Die Christdemokraten wären besser beraten ihren Mann im Aufsichtsrat zu motivieren, sich aktiv einzubringen statt nur schmollend in der Ecke zu sitzen. Genau so wirkt das Auftreten von Frank Henkel in Sachen BER. Dabei ist er länger im BER-Aufsichtsrat als der Vorsitzende Michael Müller (SPD). Er könnte selbst etwas gegen eines der größten Übel am BER unternehmen. Dafür muss er nicht zum Schraubenzieher greifen und die ominöse Brandschutzanlage zum Laufen bringen, sondern er müsste nur die nebulöse Informationspolitik beenden.

Daran krankt der BER nach wie vor. Alles folgt der Logik: erst gar nichts sagen, dann bruchstückhaft und später, wenn das ganze Chaos offenliegt, von, genau, "Altlasten" reden. So kennt man das. Es fehlt immer noch an Transparenz und dem Willen zur Aufklärung. Aber auch dafür ist natürlich niemand verantwortlich. Oder einfach zu viele.

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