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Flughafen Schönefeld: Eröffnung noch dieses Jahr ist ungewiss

Nächste Woche soll ein neuer Termin genannt werden – an den August glaubt kaum jemand / Kosten steigen auf drei Milliarden Euro.

Berlin - In der kommenden Woche soll der Termin für den nächsten Eröffnungsversuch des neuen Flughafens in Schönefeld mitgeteilt werden. Bereits unmittelbar nach der Bekanntgabe des Verschiebens hatten der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) die zweite Augusthälfte als Termin genannt. Flughafenchef Rainer Schwarz soll Fluggesellschaften bereits den 11. oder 12. August schmackhaft gemacht haben. Experten warnen, dies sei angesichts der vorhandenen Probleme viel zu früh und führe zum nächsten Desaster.

Das Bundesverkehrsministerium will sich nicht einmal darauf festlegen, dass der neue Hauptstadtflughafen in Schönefeld noch in diesem Jahr eröffnet wird. „Für diese Einschätzung ist es zu früh, uns ist jetzt wichtig, dass wir einen realistischen Termin benennen“, sagte ein Ministeriumssprecher am Rande der Sitzung des Bundestags-Verkehrsausschusses.

Experten aus der Flugbranche sehen in einem August-Termin erhebliche Risiken, was zu einer dritten Verschiebung der Eröffnung führen könne. Nicht nur die Entrauchungsanlage funktioniert nach diesen Angaben nicht. Probleme gibt es wohl auch bei der Gepäckanlage, an den Check-in-Schaltern und an der Steuerung der automatischen Türen sowie generell bei den Computerprogrammen, die immer noch eine hohe Absturzquote hätten. Von 100 Prozessen liefen derzeit erst 50 bis 60 Prozent, sagen Insider. Eine Eröffnung am 3. Juni, wie sie bis Dienstag propagiert worden war, hätte zu einem Betriebsdesaster mit Verspätungen und Flugausfällen geführt, sind Insider überzeugt. Bis August seien diese Probleme nicht zu lösen. Der Flughafen solle nicht dem Druck der Politik nachgeben, die schon einmal den 3. Juni gegen Bedenken von Experten als Eröffnungstermin durchgesetzt habe.

Widersprüchliche Einschätzungen kommen aus den Reihen der Bundespolizei. Nach Angaben von Insidern ist ein Eröffnungstermin frühestens in einem halben Jahr möglich, weil die eigenen Geräte wegen der andauernden Arbeiten noch nicht vollständig getestet werden konnten. Offiziell heißt es dagegen, es gebe keine Probleme.

Die einzige Chance, das ramponierte Image weltweit aufzubessern, bestehe nun darin, eine „wunderbare Eröffnung“ mit einem reibungslosen Betrieb hinzubekommen, sagte ein Experte. Und dafür brauche man Zeit. Realistisch sei ein Termin am Ende des Jahres. Anfang Januar erlischt die Betriebserlaubnis für den Flughafen Tegel.

Auch Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn hat bereits Bedenken gegen einen Termin im August geäußert. Dann seien zwar die Ferien in Berlin zu Ende, für die Fluggesellschaft gehe aber das wichtige Feriengeschäft noch weiter. Allerdings soll jeder weitere Monat Verzug nach Tagesspiegel-Informationen rund 15 Millionen Euro kosten. Dabei ist dem Vernehmen nach bereits jetzt der Kostenrahmen gesprengt. Auf die bisherige Finanzplanung von 2,4 Milliarden Euro müssen demnach auch ohne Terminverschiebung etwa 350 Millionen Euro draufgesattelt werden. Mit den jetzt folgenden Zusatzkosten dürfte am Ende eine Summe von drei Milliarden Euro herauskommen. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit will heute eine Regierungserklärung abgeben.

Da will man die Eröffnung irgendwann nicht mehr groß feiern. Staatssekretär Rainer Bomba aus dem Bundesverkehrsministerium sagte am Mittwoch vor dem Verkehrsausschuss des Bundestages: „Wenn man 40 000 Leute einmal auslädt, lädt man sie nicht wieder ein.“

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