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Zeit, dass sich was dreht. Flughafen Schönefeld, kurz vor Mitternacht.

© Stefan Jacobs

Flughafen Schönefeld in Berlin: Langes Warten auf den Koffer

Nur ein Gepäckband für fünf Maschinen, dazu sinnlose Anzeigen: Wer als Fluggast in Schönefeld landet, braucht viel Geduld.

Schönefeld, Sommerferien, 23 Uhr, fünf Flugzeuge sind kurz nacheinander gelandet, ein paar hundert Menschen wollen ihr Gepäck abholen. Es gibt (nur) zwei Bänder, auf die die Koffer von vier Easyjet- und einer Condor-Maschine verteilt werden. Dann die Durchsage, dass das Gepäck aus Antalya – der Condor-Flug – nicht auf Band 1, sondern auf Band 2 ausgegeben werde. Band 1 ist nämlich kaputt, was ein paar Dutzend Menschen längst erkannt haben: Aus Erschöpfung oder einfach aus Platzmangel in dem überfüllten Raum haben sie sich aufs Band gesetzt.

Die Monitore über ihnen kündigen unverdrossen weiter die Koffer aus Antalya an. Auf Band 2 quillt laut der Anzeige gerade das Gepäck eines Fluges aus Split hervor. Das von den Flügen aus Olbia und Amsterdam soll laut Monitor „in Kürze“ folgen. Die Qualität der Informationen erinnert an die S-Bahn in ihren finstersten Zeiten. Menschen aus halb Europa schwirren durch den Raum, irritiert von diesem Empfang in Berlin. Kinder quengeln, Erwachsene fluchen. Einige beginnen mangels anderer Ansprechpartner zwei Zollbeamte am Tresen zu beschimpfen.

Die wehren sich so freundlich wie möglich, bevor sie dem Tumult in Richtung einer Raucherpause entrinnen. Die Ankömmlinge sind jetzt unter sich. Stehplätze mit Blick auf das funktionierende Gepäckband – auf dem bereits die erst für später avisierten Koffer aus Amsterdam kreisen – sind nur mit körperlichem Einsatz per Durchdrängelei zu bekommen. Was bedeutet, dass wegen der falschen Infos auch jene Leute noch die Halle verstopfen, die längst mitsamt ihren Siebensachen verschwunden sein könnten.

Das Chaos sei im Sommer fast normal, werden die Zöllner später berichten. „Wir kriegen immer den Frust der Leute ab“, klagt einer. „Dabei müssten die sich massenhaft bei der Flughafengesellschaft beschweren, damit sich endlich mal was ändert“. Aber so sei es nun mal: Wer sein Gepäck endlich habe, mache nur noch, dass er wegkomme, zumal kurz vor Mitternacht. Von dem Plan, einfach zu gehen und sein Gepäck als verloren zu melden, raten sie ab, solange die Ausgabe noch nicht begonnen hat. „Das bringen die einem sicher nicht kostenlos nach Hause.“

Die Flughafengesellschaft beantwortet eine detaillierte Frageliste des Tagesspiegels nach Ausfällen, Krisenmanagement und rechtlichen Regelungen mit einer wolkigen Entschuldigung und weist den „pauschalen Vorwurf Einzelner“, das Chaos sei im Sommer der Normalfall, als „unzutreffend“ zurück. Immerhin bestätigt ein Flughafensprecher Verzögerungen zu Stoßzeiten, gerade in den Ferien. Die Zöllner werden ihr dickes Fell also für den Rest des Sommers behalten müssen.

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