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Hallo Nachbarn. 300 000 Menschen leiden unter dem Fluglärm in TXL, diese Anwohner ganz besonders.

© Mike Wolff

Flughafen Tegel: Und ständig dieser Lärm

Haben auch Sie in den vergangenen Nächten mehr Fluglärm wahrgenommen als sonst? Warum es so laut war, ist nicht einfach zu erklären. Es gäbe aber Alternativen.

Es war laut in der Nacht. Ungewöhnlich laut. Zahlreiche Innenstadtbewohner hörten in der Nacht zu Freitag zwischen 21.30 Uhr und 22 Uhr Flugzeuge am Himmel dröhnen, die in Tegel gestartet waren. Wer bei offenem Fenster früh ins Bett gegangen war, wurde sogar aus dem Schlaf gerissen. Fluglärm ist zwar auch über dem Zentrum der Stadt regelmäßig zu hören, aber selten in dieser Intensität. Eine Erklärung dafür ist nicht so einfach.

Die Maschinen waren bei Ostwind Richtung Pankow gestartet. Wenn sie ihr Ziel im Westen haben, drehen sie bereits über Heinersdorf nach Süden ab und machen eine 180-Grad-Kurve für den Westkurs. Danach überfliegen sie Hohenschönhausen und Lichtenberg und setzen dann über Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf ihren Flug fort – in einer Höhe von etwa drei Kilometern.

Die Flugzeuge müssten dann kaum noch zu hören sein. Warum der Krach in der Nacht zu Freitag so vehement war, kann sich auch der Meteorologe Norbert Becker-Flügel vom privaten Wetterdienst Meteogroup nicht erklären. Es habe eine normale Wetterlage gegeben, nichts Ungewöhnliches. Auch die Sprecherin der Deutschen Flugsicherung, Kristina Kelek, sagte, der Flugverkehr in Tegel sei planmäßig verlaufen, was auch Flughafensprecher Ralf Kunkel bestätigte.

Die Routen führen stets über die Stadt. Abdrehen dürfen die Piloten in der Regel, wenn sie eine Höhe von 5000 Fuß erreicht haben, was etwa 1,5 Kilometer entspricht. Diese Vorgabe sei auch in der Freitagnacht eingehalten worden, sagte Kelek. Früher dürften Piloten den Geradeauskurs nach dem Start nur in Ausnahmefällen verlassen.

Dass das Stadtzentrum intensiv überflogen wird, hängt mit der Schließung des Flughafens Tempelhof zusammen. So lange dieser in Betrieb war, mussten die Piloten weit nach Osten fliegen und durften erst dann Richtung Westen abdrehen, um den Tempelhof-Routen nicht in die Quere zu kommen. Zudem hat seit Sommer 2012 der Flugverkehr in Tegel enorm zugenommen, weil Air Berlin und die Lufthansa nun dort ihr für den BER-Flughafen in Schönefeld entwickeltes Erweiterungsprogramm abwickeln müssen.

Flugspuren. So donnerten die Maschinen in der Nacht über das Zentrum. Zu finden sind die Routen unter anderem unter http://metafly.info/metafly.html.
Flugspuren. So donnerten die Maschinen in der Nacht über das Zentrum. Zu finden sind die Routen unter anderem unter http://metafly.info/metafly.html.

© Klaus Kurpjuweit

Beim Überfliegen der Stadt wird es nach den aktuellen Plänen auch bleiben, wenn Tegel geschlossen ist und der BER in Betrieb sein wird. Starten am BER auf der Nordbahn Maschinen nach Westen mit einem Ziel im Osten, drehen die leichteren bereits über dem Bereich Teltow, Stahnsdorf, Kleinmachnow ab, überfliegen den Südwesten von Berlin und dann auch wieder die Innenstadt. Allerdings haben sie über der Stadt eine Höhe erreicht, aus der der Krach kaum noch zu hören ist. Normalerweise.

Am Flugverkehr über einer Stadt stören sich weder die Flugsicherung noch Politiker. Die Gefahr eines Absturzes sei minimal, heißt es übereinstimmend. Und der Lärm sei in der Regel erträglich. So kommt es, dass Flugzeuge auch nach Starts und vor Landungen über dicht bewohnten Gebieten fliegen, obwohl ein weiträumiges Umgehen möglich wäre. Das würde aber zu längeren Flugzeiten und leichtem Mehrverbrauch von Kerosin führen.

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