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Flughafen Tempelhof: Alle Hallen aus einer Hand

Das Eventcenter „Hangar 2“ muss den Flughafen Tempelhof nach elf Jahren räumen. Das Land Berlin wird alleiniger Vermieter.

In mancher Hinsicht ist Andreas Grunszky ein Opfer des eigenen Erfolgs: Seit 1999 hat er als Betreiber der Veranstaltungshalle „Hangar 2“ den Flughafen Tempelhof zum gefragten Ort für Galas, Konzerte, Messen, Tagungen, Produktpräsentationen, Pressekonferenzen sowie Film- und Fernsehproduktionen gemacht – lange vor der Schließung des Airports und der Ansiedlung der Modemesse Bread & Butter. Doch zum Jahresende soll sein Mietvertrag, der Anfang 2009 gekündigt und dann verlängert worden war, endgültig auslaufen. Es sei „wirtschaftlich und organisatorisch“ sinnvoller, alle Hangars direkt zu vermarkten, heißt es von der landeseigenen Berliner Immobilien Management GmbH (BIM).

Dabei konnte die vierköpfige Firma „Eventcenter Flughafen Tempelhof“, die den 4200 Quadratmeter großen Hangar 2 und 20 Nebenräume untervermietet, ihre Erfolgsgeschichte weitgehend fortschreiben. Bereits im Frühjahr 2009 hatte die ghh consult, eine Unternehmensberatung für den Tagungs- und Kongressmarkt, für Grunszky den volkswirtschaftlichen Nutzen ermittelt. Jetzt liegt ein aktualisiertes Gutachten vor. Demnach haben Veranstaltungsteilnehmer den Berliner Hotels im Vorjahr rund 40 800 Übernachtungen beschert. Rechnerisch würden stadtweit 476 Jobs gesichert, heißt es. Das Land Berlin habe durch Steuern, Mieten und Abgaben eine Million Euro eingenommen.

Die Ergebnisse fallen niedriger aus als früher, weil Grunszky den benachbarten Hangar 1 nicht mehr bei Bedarf hinzumieten darf. Ursprünglich wollte er diesen auf Dauer übernehmen und sieben bis acht Millionen Euro investieren. Stattdessen „musste durch den Entfall der ,Airbase 1’, die Übernahme und Vermarktung der übrigen Hangars durch die BIM sowie durch die allgemeine wirtschaftliche Lage ein Rückgang der Zahl der Veranstaltungen hingenommen“ werden, schreibt der Gutachter. Dies sei „allerdings durch die Qualität der Veranstaltungen in Bezug auf Größe und Dauer teilweise wieder ausgeglichen“ worden.

Die BIM hofft, in Eigenregie zusätzliche Einnahmen erzielen zu können. „Es gibt immer mehr Anfragen für Großveranstaltungen, die in mehreren Hangars stattfinden sollen“, sagt Sprecherin Katja Potzies. Neben der Bread & Butter, die zwei Mal jährlich weite Teile des Flughafengeländes füllt, seien dies zum Beispiel die „Cleantech World“ – eine Messe für Umwelttechnologien – sowie Veranstaltungen des Sport-Clubs Charlottenburg (SCC) anlässlich des Berlin-Marathons und des Halbmarathons.

Die Untervermietung beenden wollen auch die Stadtentwicklungs- und die Finanzverwaltung, die Wirtschaftsverwaltung und die neue Gesellschaft „Tempelhof Projekt“. Diese soll im Auftrag des Landes Berlin Nachnutzungskonzepte für den Flughafen entwickeln und wird von Managern des Technologieparks Adlershof geführt. „In absehbarer Zeit“ wolle man die Gebäudevermietung übernehmen, sagt „Tempelhof Projekt“-Sprecher Martin Pallgen. Bisher müsse die BIM den Hangar 2 von Grunszky „zurückmieten“, wenn Veranstalter viel Fläche benötigen. Künftig würden sie kostengünstiger „aus einer Hand“ bedient.

Ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) bedauerte dagegen, dass „keine unternehmerfreundliche Lösung gefunden werden konnte“, zumal Grunszky viel in den Hangar 2 investiert habe. Der Landes- und Fraktionschef der FDP, Christoph Meyer, wirft dem Senat eine „wirtschaftsfeindliche Politik“ zu Lasten eines erfahrenen Unternehmers vor: „Die Vermarktung durch ein staatliches Unternehmen funktioniert nicht besser.“

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