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Berlin: Flughafen Tempelhof: Sportmaschinen über Neukölln: Tiefflieger sind unerwünscht

Der Flughafen Tempelhof will Sportflugzeuge nicht mehr am Anfang der Hauptlandebahn landen lassen. Es soll an dieser südlichen Piste für einmotorige Flugzeuge ein zweiter "Aufsetzpunkt" markiert werden, 200 bis 300 Meter hinter dem vorhandenen.

Der Flughafen Tempelhof will Sportflugzeuge nicht mehr am Anfang der Hauptlandebahn landen lassen. Es soll an dieser südlichen Piste für einmotorige Flugzeuge ein zweiter "Aufsetzpunkt" markiert werden, 200 bis 300 Meter hinter dem vorhandenen. Mit dieser Änderung reagiert der Flughafen auf den Absturz der Sportmaschine Ende Mai in Neukölln. Wenn Einmotorige künftig diesen zweiten Aufsetzpunkt ansteuern, können sie Neukölln in größerer Höhe überfliegen. Am Himmelfahrtstag war eine Beechcraft in einen Hinterhof an der Karl-Marx-Straße gestürzt, der Pilot und seine Frau kamen ums Leben. Wie durch ein Wunder waren keine Anwohner in dem dicht besiedelten Viertel getötet worden.

Die Beechcraft flog damals in der vorgeschriebenen - niedrigen - Höhe. Als der Motor ausfiel, war sie schon zu niedrig, um bis zum Flughafen zu segeln. "Der Pilot hat sich genau an das Anflugverhalten gehalten - aber das war zu tief für den Fall des Motorschadens", sagte Bernhardt Liscutin, der Vertreter der Fluggesellschaften in Tempelhof gestern dem Tagesspiegel. Wenn der neue Aufsetzpunkt für Sichtflüge markiert wird, können einmotorige Maschinen das Neuköllner Häusermeer in etwa 120 Metern Höhe überfliegen. Die Beechcraft hätte in dieser Höhe unter günstigen Bedingungen bis zur Landebahn segeln können.

Nach Informationen des Tagesspiegels soll der Tower auf die Meldung des Piloten, dass es Probleme mit dem Motor gebe, geantwortet haben: "Dann stell den Motor ab und segel rein." Auch die Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig gehen von einem Motorschaden aus. Der erfahrene Pilot hatte das Fahrwerk schon ausgefahren und die Landeklappen in Maximalstellung von 30 Grad ausgefahren - er setzte also eindeutig zur Landung an. Liscutin erwartet den Bericht aus Braunschweig in der kommenden Woche.

Möglicherweise wird die Behörde auch vorschreiben, dass der Aufsetzpunkt (auch "Schwelle" genannt) versetzt wird. Möglich sei sowohl eine freiwillige Verlegung als auch eine Anordnung, hieß es gestern bei der Senatsverkehrsverwaltung. Die Strieder-Verwaltung ist die Luftfahrtbehörde für die beiden innerstädtischen Flughäfen Berlins.

Strieders Sprecherin Reetz sagte, dass es keineswegs sicher sei, dass durch eine andere Markierung auf der Landebahn der Absturz verhindert worden wäre. Denn durch das ausgeklappte Fahrwerk wären die Segeleigenschaften der Maschine stark eingeschränkt gewesen. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Alexander Kaczmarek, sagte gestern, dass man sich "genau angucken muss, ob eine andere Schwelle ausreicht". Zum Bremsen brauchen die Minimaschinen nur etwa 300 der 1860 Meter langen Landebahn. Experten des Flughafens berechnen jetzt jedoch, ob bei einer Verschiebung der Landung noch genügend Sicherheit vorhanden ist, dass landende Maschinen wieder durchstarten können.

Am Tag nach dem Absturz hatte Kaczmarek wie andere Politiker von CDU und SPD gefordert, "einmotorigen Maschinen Start und Landung in Tempelhof zu verbieten". Gestern musste Kaczmarek nun einräumen, dass ein Verbot rein rechtlich kaum durchsetzbar sei. Deshalb, so argumentierte er, müsse nun überlegt werden, ob die Anforderungen an die Piloten verschärft werden können. Kaczmarek verwies darauf, dass es beim Londoner City-Airport in den Docklands sehr strenge Anforderungen an die Piloten gebe.

Der CDU-Experte forderte gestern erneut, dass Tempelhof dauerhaft - also auch nach Eröffnung des Großflughafens BBI in Schönefeld - für Geschäftsreisende geöffnet bleiben solle. Sinnvoll sei eine Entwicklung des riesigen Areals zum Hightech-Zentrum. Den Plan, auf dem Flughafengelände Wohnungen zu bauen, hält Kaczmarek für unfinanzierbar. Zudem gebe es dann durch zusätzlichen Straßenverkehr mehr Lärm als heute. Eine Schließung würde die "teuerste Brache der Stadt schaffen", sagte auch Tempelhofs Bürgermeister Dieter Hapel.

1996 hatten der Bund, Berlin und Brandenburg den Beschluss gefasst, Tempelhof schon 2002 zu schließen, da BBI nur so wirtschaftlich betrieben werden könne.

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