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Berlin: Flughafen Tempelhof taugt nicht als Büroviertel

Eine neue Studie belegt, dass das Flughafengebäude als Behördenstandort nicht geeignet wäre

Was aus dem großen Areal des Flughafens Tempelhof nach der vom Senat angekündigten Schließung 2006 wird, ist noch unklar. Ebenso ist die Zukunft des Flughafengebäudes völlig offen. Als Standort für Behörden, etwa für weitere Bundesministerien, ist das Bauwerk kaum geeignet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Nur ein Fünftel des Gebäudes ließen sich für Büros nutzen. Damit haben Hoffnungen des Bundes, das Gebäude für Dienstsitze offen zu halten, einen Dämpfer erlitten.

Die Bundesanstalt untersuchte den Zustand des weitgehend leer stehenden Bauwerks, ermittelte, inwieweit sich Hallen und Hangars zu Büroflächen umbauen lassen könnten. Das Ergebnis ist ernüchternd, der Aufwand für Umbauten wäre zu hoch. Schon jetzt ist von möglichen Sanierungskosten von schätzungsweise 500 Millionen Euro die Rede – eine Summe, die vom Bund allerdings gestern nicht bestätigt wurde. Für den Bau neuer Büros (in dem Gebäude sind zahlreiche untergebracht) müsste man jedenfalls nach Ansicht von Thomas Leitschuh von der Bundesanstalt „erheblich investieren“. Dem Bund gehören mehr als 80 Prozent des denkmalgeschützten Gebäudes, das zum großen Teil in den dreißiger Jahren errichtet worden ist. Die Experten stellten beispielsweise fest, dass Teile des Gebäudekomplexes, etwa an Treppentürmen, noch im Rohbauzustand, also nie richtig verputzt worden sind. Daran hätten auch die Amerikaner nichts geändert, die bis nach der Wiedervereinigung einen größeren Bereich des Flughafens nutzten.

Die Studie soll jetzt der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vorgelegt werden. Der Bund wolle nun überlegen, in welche Richtungen es gehen solle, und sich um eine gemeinsame Planung mit dem Senat bemühen. Es müsse verhindert werden, dass es nach der Schließung des Flughafens eine Brachfläche gebe, sagte Leitschuh. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wollte dies gestern nicht näher kommentieren. In erster Linie müssten sich die Haupteigentümer äußern, sagte Petra Rohland. Sie wies auf den vor Jahren veranstalteten Wettbewerb zur Freiraumgestaltung der Außenflächen. Danach wird vorgeschlagen, aus den Start- und Landebahnen einen Park zu machen, und in den Außenbereichen Platz für Wohnhäuser-, Sport- und Büroflächen zu schaffen.

Wie zahlreiche Fluggesellschaften fordern auch Wirtschaftsverbände sowie CDU und FDP, Tempelhof bis zur mittlerweile für 2011 geplanten Eröffnung des Schönefeld-Ausbaus weiter zu betreiben. Senat und Flughafengesellschaft wollen den defizitären Flughafen schließen, wenn Planungssicherheit für den neuen Großflughafen vorliegt.

Christian van Lessen

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