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Überflug. Auch beim neuen Routenkonzept donnern Maschinen über das südliche Stadtgebiet.

© dpa

Flugrouten: Neue Vorschläge für die alte Debatte

Der Berliner Senat begrüßt die Abkehr von umstrittenen Ideen. Künast und Henkel sehen Erfolge des Protests. Allerdings herrscht in der Politik allgemeines Unverständnis, warum die Deutsche Flugsicherung (DFS) nicht von vornherein intelligentere Korridore geplant hat.

Das neue Flugrouten-Modell für den BBI, das den Süden Berlins und Gemeinden wie Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf von Überflügen verschonen würde, wird in Berlin und Brandenburg überwiegend positiv aufgenommen. Allerdings herrscht in der Politik allgemeines Unverständnis, warum die Deutsche Flugsicherung (DFS) nicht von vornherein intelligentere Korridore geplant hat – und damit für Aufruhr in der Bevölkerung sorgte. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hält sich zwar mit öffentlichen Kommentaren zu dieser Wendung zurück, auch aus Rücksicht auf die schwierigere Situation in Brandenburg, wo Lärm-Belastungen im Umfeld des Hauptstadtflughafens bleiben. Doch erklärte Senatssprecher Richard Meng am Dienstag: „Es ist eine gute Nachricht für Berlin, dass die alten Flugrouten vom Tisch sind.“ Die Entwicklung gehe aus Sicht des Senates „in die richtige Richtung“.

So sieht es auch Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck (SPD), der die „Fortschritte“ begrüßte und mit Blick auf die Deutsche Flugsicherung sagte: „Man hätte sich viel Ärger ersparen können.“ Platzeck wies darauf hin, dass es selbst bei einer Entwarnung für bestimmte Orte zu Belastungen kommen wird, „die nicht wegzureden sind.“

Wie berichtet, hat die DFS jetzt erstmals alternative Routen vorgelegt, nach denen durch Geradeaus-Starts auf der nördlichen BBI nach Westen und nach Osten der Süden Berlins und dicht besiedelte Ortschaften wie Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf von Überflügen verschont würden. Bei der südlichen Landebahn können danach Abflüge in Richtung Westen in einem 15-Grad-Winkel erfolgen - nach Osten wird ernsthaft ein scharfes Abknicken im 90-Grad-Winkel sofort nach dem Start in Richtung Süden geprüft. „Es geht in die richtige Richtung“, sagte Marela Bone-Winkel von der Bürgerinitiative „Kein Fluglärm über Berlin“, die 50 000 Betroffene vertritt. Dennoch blieben „Fragezeichen“. Problematisch nannte Bone-Winkel Überflüge zwischen Potsdam und Wannsee, zumal es künftig interkontinentale Routen wären. „Es wären die voll aufgetankten dicken Brummer nach Singapur und Peking.“ 

Der Ball liegt nun in der Fluglärmkommission, in der Brandenburger Gemeinden, Berlin, aber auch Airlines vertreten sind. Die DFS, die am 14.März ihren neuen Gesamtroutenvorschlag vorlegen will, drängt auf ein zügiges Votum. In einer DFS-Präsentation, die die neuen Routenvarianten enthält, heißt es: „Die Fluglärmkommission wird gebeten, sich intern abzustimmen und der DFS zeitnah eine abgestimmte Meinung zu den Abflugvarianten zukommen zu lassen.“ Da die Interessenlagen in der Kommission sehr konträr sind, ist Zündstoff programmiert.

Und in Berlin bleiben bis zur endgültigen Klärung die BBI-Routen für Wowereits Herausforderer ohnehin ein Dauerbrenner im Wahlkampf. CDU–Landes- und Fraktionschef Frank Henkel begrüßte nach der „monatelangen Verunsicherung“ die sich abzeichnende Lösung: „Es sieht so aus, als ob die engagierten Bürgerproteste nicht umsonst waren.“ Es sei offenbar „hilfreich“ gewesen, „dass die Bundeskanzlerin und der Bundesverkehrsminister klar Position bezogen haben.“ Die Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast sieht das Einlenken der DFS als Erfolgt der Proteste, wie sie dem Tagesspiegel sagte: „Seitdem die Bürgerinnen und Bürger sich eingemischt haben, kommt Bewegung in die Suche nach einer verträglichen Lösung. Das ist gut so.“ Künast forderte den Senat auf, „jetzt alle Lösungsvorschläge transparent machen.“ Wowereits Senat habe „die Pflicht, sich dann der Diskussion mit den Betroffenen zu stellen.“

Es gibt aber auch andere Stimmen. So warnte der Bürgerverein Berlin Brandenburg (BVBB), der den BBI generell in Frage stellt, vor Euphorie. Die Flugrouten wurden ein halbes Jahr vor Inbetriebnahme festgelegt, alles was bis dahin verkündet werde, sei „Geschwafel“, sagte Sprecher Kristian-Peter Stange: „Es wird Fluglärm über Berlin geben.“

Die neuen DFS-Routen findet man auf der Homepage der Fluglärmkomission: www.mil.brandenburg.de

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