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Flugrouten-Streit: Umso leerer, desto lauter

Die Flugsicherung hat Vorschläge für die Anflüge zum BBI vorgestellt. Über Berlin und Potsdam soll es in der Hauptverkehrszeit leise bleiben, die beiden Städte sollen umflogen werden.

Wenn am neuen Flughafen in Schönefeld in der Hauptverkehrszeit besonders viele Flugzeuge landen wollen, soll es über Berlin und Potsdam leise bleiben. Die Flugsicherung hat für solche Anflüge der Fluglärmkommission am Montag, nach Redaktionsschluss der gestrigen Ausgabe, „Korridore“ vorgestellt, bei denen beide Städte umflogen werden. Anders kann es allerdings in verkehrsärmeren Zeiten aussehen, wenn die Piloten ohne Umwege in der Luft die Landebahnen erreichen können. Dann könnten die Routen, wie zum Teil bereits heute, auch über Berlin und Potsdam führen. Hierzu hat die Flugsicherung noch nichts mitgeteilt.

Klar ist nur, dass die Piloten zehn Meilen (16,1 Kilometer) von der Landebahn entfernt auf Geradeauskurs sein müssen. Nur dann können sie von Instrumenten unterstützt landen. Bei großem Andrang in der Luft müssen die Flugzeuge, die bereits von den für die Landung zuständigen Lotsen geleitet werden, Schleifen fliegen, um Zeit zu gewinnen. Durch die dadurch mögliche Staffelung der Flugzeuge in der Luft sind Landungen fast im Minutentakt möglich. Diese Korridore führen nach dem Konzept der Flugsicherung großräumig an Berlin und Potsdam vorbei. So soll in den Spitzenzeiten morgens und abends geflogen werden.

Ist der Verkehr geringer, kann auf das Staffeln der Flugzeuge – und damit auf die Schleifen – verzichtet werden. Um den zehn Meilen entfernten Anflugspunkt zu erreichen, können die Lotsen die Piloten so führen, dass sie in kürzester Zeit ihr Ziel erreichen. Das könnte ein Überfliegen von Berlin und Potsdam bringen.

Während die Piloten nach dem Start versuchen, möglichst schnell an Höhe zu gewinnen, was auch den Krach am Boden mindert, werden sie beim Landen zum Teil auch über längere Strecken in geringerer Höhe geführt. Dabei sind die Flugzeuge aber leiser als beim Starten.

Detailliertere Angaben zu den Anflugverfahren will die Flugsicherung auf der nächsten Sitzung der Fluglärmkommission machen. Eine Sondersitzung ist für den 28. März terminiert, auf der, wie berichtet, vor allem eine Basis für die Routen nach dem Start gefunden werden soll. Die Fluglärmkommission hat allerdings nur eine beratende Funktion. Die Flugsicherung wägt die Vorschläge ab und legt dann ihr Konzept dem Bundesamt vor, das die Routen genehmigen muss und dem Bundesverkehrsministerium untersteht.

Während es beim Landen zum 10-Meilen-Geradeausflug vor dem Erreichen der Bahn bisher keine Alternative gibt, sind beim Start viele Varianten möglich. 32 Möglichkeiten hat die Flugsicherung geprüft. Wahrscheinlich ist, dass beim Start Richtung Westen von der Nordbahn geradeaus oder nur in einem kleinen Winkel Richtung Norden abgebogen wird. Anders als beim ersten Vorschlag der Flugsicherung würden dann Lichtenrade, Lichterfelde, Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf sowie Wannsee weitgehend vom Fluglärm verschont. Beim Abheben von der neuen Südbahn werden die Piloten wahrscheinlich um 15 Grad nach Süden abknicken und damit nicht direkt über Blankenfelde-Mahlow donnern, wo die Anwohner auf jeden Fall die Anflüge aushalten müssen. Klaus Kurpjuweit

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