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Bahnverbindungen verbessern statt fliegen. Die grüne Spitzenkandidatin Renate Künast sicherte auf dem Marktplatz in Friedrichshagen den Demonstranten ihre Unterstützung zu und riet ihnen, den Druck auf das Bundesumweltamt zu erhöhen.

© dpa

Flugroutenprotest in Wahlkampfzeiten: Künast und Gysi unterstützen Müggelsee-Anwohner

Anfang Juli nahm kaum jemand Notiz vom Protest gegen Flugrouten über dem Müggelsee. Sechs Wochen später reißt sich die Politprominenz auf dem Friedrichshagener Marktplatz um das Mikrofon.

Zur fünften Montagsdemonstration sprachen am Montagabend neben mehreren Betroffenen die Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast und der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, zu den rund 3000 Teilnehmern. Nun fehlt nur noch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. „Er hat bisher auf alle Einladungen mit Terminschwierigkeiten reagiert“, sagte Ralf Müller von der Friedrichshagener Bürgerinitiative. „Aber wenigstens will er eine Abordnung von uns am Dienstag im Roten Rathaus empfangen.“ Einen Tag später ist ein Treffen mit dem CDU-Spitzenkandidaten Frank Henkel vorgesehen.

Sowohl Künast als auch Gysi sicherten den Demonstranten Unterstützung im Kampf gegen ein Überfliegen des Müggelsees in niedriger Höhe von Maschinen aus dem rund 12 Kilometer entfernten Schönefeld zu. Beide bemängelten die falsche Standortwahl des Großflughafens in Schönefeld, wobei Künast einem starken Flugverkehr ohnehin skeptisch gegenübersteht. „Wir Grünen haben ein anderes Verkehrskonzept und lehnen Flüge bis zu einer Entfernung von 500 Kilometer ab. Dafür sollten die Bahnverbindungen verbessert werden“, sagte sie. Den Friedrichshagenern riet sie, allen Druck jetzt auf das Bundesumweltamt auszuüben. „Das ist das entscheidende Gremium zur Prüfung der Umweltbelastungen der Flugrouten“. Sie könne beim Herstellen von Kontakten helfen, versicherte sie.

Mit konkreten Vorschlägen hatte Gregor Gysi schnell die Sympathien der Demonstranten auf seiner Seite. „Wir Linken werden einen versierten Anwalt beauftragen, um alle Entscheidungen für die vorgeschlagenen Flugrouten zu checken. Möglicherweise müssen wir vor ein Europäisches Gericht ziehen, um mögliche Gefahren für Menschen und Natur abzuwehren“, kündigte der Linken-Politiker an, der im Bezirk Treptow-Köpenick und damit auch in Friedrichshagen seinen Bundestagswahlkreis hat. Ums Geld für Anwalt und Prozess mache er sich keine Sorgen. Im Ortsteil würden genügend Besserverdienende leben. „Die können die Knete rausrücken“, sagte er.

Auf jeden Fall solle der Lärm- und Gesundheitsschutz Vorrang vor den wirtschaftlichen Interessen der Fluggesellschaften haben. „Da müssen die Maschinen eben einen Umweg fliegen, um sensible Bereiche wie den Müggelsee zu auszusparen.“ Das letzte und entscheidende Wort habe jedoch immer die Bundeskanzlerin. „Deshalb habe ich an Frau Merkel einen Brief geschrieben und um die Gleichberechtigung von Wannsee und Müggelsee gebeten“, sagte Gysi. Es sei doch ein Unding, dass Herr Wowereit sich im Februar den Protesten in Lichtenrade angeschlossen habe, sich aber in Friedrichshagen nicht blicken lasse.

Wie berichtet, war die mögliche Route der Maschinen über den Müggelsee erst im Juni verkündet worden, nachdem sich die Planung und auch der Protest zuvor auf andere Regionen konzentriert hatte. Offiziell gilt der Beteiligungsprozess an der Routenfindung als abgeschlossen.

Auf der Kundgebung wurde erneut auf die geplante Menschenkette um den Müggelsee am 28. August hingewiesen. Dann sollen sich ab 14.30 Uhr Tausende Anrainer und Unterstützer aus anderen Gegenden auf einer Länge von 10,7 Kilometern versammeln. 200 Boote sollen die Kette an der Ostseite vor Rahnsdorf schließen.

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