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Berlin: Flugverbot gilt selbstfürden Aussichtsballon Luftraum rund um den ReichstagabMontagdicht

Zahlreiche Sportflieger flogen gestern noch einmal über das Berliner Zentrum. Der Tempelhofer Kontrollturm verzeichnete leicht verstärkten Wochenendverkehr.

Zahlreiche Sportflieger flogen gestern noch einmal über das Berliner Zentrum. Der Tempelhofer Kontrollturm verzeichnete leicht verstärkten Wochenendverkehr. Andere blickten besorgt zum Himmel. Das ab Montag geltende Flugverbot über dem Regierungsviertel droht auch Arbeitsplätze in der Stadt zu vernichten. Entgegen ursprünglichen Ankündigungen eines Sprechers von Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) gilt das Sperrgebiet auch für gewerbliche Rundflüge.

Selbst der HiFlyer am Potsdamer Platz darf ab Montag nicht mehr aufsteigen. Und das, obwohl der bunte Aussichtsballon an einem Seil hängt, maximal 150 Meter Höhe erreicht und sogar über einen so genannten Transponder verfügt, der Kennung und Höhe der Flugsicherung vermittelt. Der Verband der Allgemeinen Luftfahrt, AOPA, lässt jetzt rechtliche Schritte gegen das Flugverbot prüfen, mit dem aus Pilotensicht keine zusätzliche Sicherheit erreicht wird.

Ausgenommen von dem Flugverbot, das in einem Radius von fünfeinhalb Kilometern um den Reichstag bis zu einer Höhe von 1500 Metern gilt, sind nur Polizei-, Militär- und Rettungsflüge. Flüge nach Tegel und Tempelhof bleiben erlaubt, doch müssen die Piloten das Sperrgebiet schnellstmöglich verlassen.

Die von Stolpe, Innenminister Otto Schily und Verteidigungsminister Peter Struck am Freitag verkündete Sperrzone ist nach Ansicht von Luftfahrtexperten ungeeignet, um Terroristen oder Selbstmörder abzuhalten, da sie nicht mehr als den Charakter eines Verkehrszeichens hat. Da ein Luftraumverletzer in dreieinhalb Minuten Reichstag und Kanzleramt erreichen könne, würde die von den Politikern angekündigte Früherkennung mit Evakuierungsmöglichkeit nicht greifen. Weder die in Brandenburg stationierten Polizeihubschrauber noch die Alarmstaffeln der Luftwaffe aus Bayern und Ostfriesland hätten eine Chance einzugreifen.

AOPA und Deutscher Aero Club warfen den Ministern vor, eine nicht existierende Bedrohung mediengerecht zu bekämpfen. Ein Sportflugzeug sei noch nie für eine Terroraktion benutzt worden und wegen seiner geringen Zuladung auch wenig geeignet. Eine viel größere Gefahr gehe von Autos und Schiffen aus, die das Regierungsviertel weiter durchqueren dürfen. Und ein Selbstmörder wie der Todespilot, der am 22. Juli mit seinem Sturz auf die Reichstagswiese den Ausschlag zu der Flugsperre gab, sei durch Verbote ohnehin nicht zu stoppen. du-

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