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FÖRDERER: Ein Heim für die Stars von morgen

Die Schauspielschule „Ernst Busch“ soll endlich einen Zentralstandort erhalten. Dafür hat sie prominente Unterstützer gefunden.

„Ich bin zuversichtlich, dass wir es diesmal schaffen. Ein drittes Scheitern mag sich niemand vorstellen.“ Knapp ein Jahr liegen diese hoffnungsvollen Worte des Rektors der Schauspielschule „Ernst Busch“, Wolfgang Engler, zurück. Zwei Anläufe waren gescheitert, um die über die Stadt verstreute Hochschule in einem Zentralbau zusammenzuführen, nun sollte es endlich klappen. Doch inzwischen kann sich mancher vorstellen, dass auch der dritte Versuch scheitert.

Gleich 40 Absolventen der renommierten Hochschule, darunter Karoline Herfurth, Nina Hoss, Sandra Hüller, Fritzi Haberlandt, Devid Striesow, Jan-Josef Liefers und Boris Aljinovic, haben am Wochenende mit einer Anzeige im Tagesspiegel für das Projekt eines Zentralstandorts geworben, vor dem drohenden Scheitern gewarnt und die Abgeordneten gebeten, die nötigen Gelder zu bewilligen. Letztlich fehlten doch nur knapp zwei Millionen Euro zusätzlich. Auch Iris Berben, Präsidentin der Deutschen Filmakademie, sowie Jürgen Schitthelm und Friedrich Barner von der Direktion der Schaubühne haben mit unterzeichnet.

Iris Berben fühlte sich gleich zweifach angesprochen, als eine Freundin und Kollegin sie bat, an der Aktion teilzunehmen. „Mir ist die bestmögliche Ausbildung für den Nachwuchs sehr wichtig“, sagte sie. „Wenn wir die Krise weiter strapazieren, um zu sparen, gibt es bald keine Kultur mehr.“ Sie will vor allem ein breites Publikum für die deutschen Filme gewinnen. „Wir haben ein tolles Potenzial in allen Gewerken.“ Aber gerade deshalb sei es besonders wichtig, dass Schauspieler, Regisseure oder Kameraleute hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten bekommen. Die Leute sollten ja nicht immer nur in die Blockbuster rennen. Ob andere Möglichkeiten erwogen werden, wie FundraisingVeranstaltungen oder Sammlungen im Internet, wisse sie nicht, das liege bei den Schülern und Professoren in der Hochschule selbst. „Man muss immer neue Wege finden.“ Und, das ist ihr ganz wichtig: „Offen sein für alle Möglichkeiten.“

Derzeit wird an der „Ernst Busch“ an vier Standorten unterrichtet, alle Gebäude sind sanierungsbedürftig. Das aktuelle Projekt ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen, den im Frühjahr 2011 das Charlottenburger Architekturbüro Ortner & Ortner gewann: Die Teile der Hochschule (bis auf das Studiotheater „bat“) sollen demnach in den umgebauten und durch einen Neubau ergänzten ehemaligen Opernwerkstätten in der Chausseestraße 28/30 in Mitte unterkommen. Vom Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses war im Vorfeld ein strikter Kostenrahmen von 33 Millionen Euro vorgegeben worden, der prämierte Entwurf lag 16 Prozent darüber, wie der Kanzler der Hochschule, Kai Schlegel, sagt. Seither sei kräftig daran gearbeitet worden. Beispielsweise seien Räume gestrichen, Büros zusammengelegt, die im Turmneubau vorgesehene Bibliothek verkleinert und in den Altbau verlegt worden. Jetzt liege man bei nur noch sechs Prozent Mehrkosten, also 34,85 Millionen Euro. Mit dem aktuellen Entwurf liege man aber schon unter dem veranschlagten Raumbedarf, bei weiteren Streichungen würden Studium und Lehre beeinträchtigt.

Eine Alternative wäre die Sanierung der alten Gebäude. Solchen Überlegungen steht die Hochschule sehr skeptisch gegenüber. „Zu keinem Zeitpunkt wurde genau untersucht, was die Sanierung denn kosten würde“, sagte Kanzler Schlegel. Das Gebäude in der Schnellerstraße 104 in Niederschöneweide, wo Schauspiel unterrichtet werde, sei beispielsweise asbestbelastet, eine Sanierung bei laufendem Betrieb ausgeschlossen.

Der Senat hatte sich schon 2005 auf „die Aufgabe der sanierungsbedürftigen bisherigen Teilstandorte und die Zusammenführung an einem Zentralstandort festgelegt“, wie es im aktuellen Haushaltsentwurf 2011/12 heißt. Die planerische Konkretisierung habe zu einer Erhöhung der geschätzten Gesamtkosten von rund 33 Millionen Euro auf 34,9 Millionen Euro geführt, heißt es weiter. Hinzu seien die Kosten eines Vergleichs mit einem Bieter des aufgehobenen Ausschreibungsverfahrens sowie die der Humboldt-Universität erstatteten Planungskosten von 1,6 Millionen Euro gekommen. Kurz: Der einst im Hauptausschuss festgelegte Kostenrahmen wird nicht massiv, aber doch deutlich überschritten.

Das Endlosthema „Ernst Busch“ wird an diesem Dienstag auch in der SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses thematisiert. Die Wissenschaftsverwaltung von Senatorin Sandra Scheeres (SPD) verweist darauf, dass die Mittel im Haushaltsentwurf eingestellt seien, und favorisiert klar die Zentralisierung der Hochschule samt Neubau, wie der Sprecher der Behörde Thorsten Metter sagte. Letztlich entscheidet aber das Parlament über die Mittel und damit auch die Zukunft von „Ernst Busch“.

Die Position der SPD beschrieb der haushaltspolitische Sprecher der Fraktion, Torsten Schneider, so: „Wir wollen die Hängepartie beenden.“ Es sei der Wille der Koalition, das Problem in dieser Legislaturperiode zu lösen, sei es durch ein neues Zentralgebäude oder eine Sanierung der bestehenden Standorte, für deren Kosten es aber noch keine belastbaren Zahlen gebe. All das sei noch Gegenstand von Beratungen. Ohnehin sei im Hauptausschuss noch kein Antrag auf Aufstockung der Mittel für den Neubau gestellt worden. Auch sein Kollege Christian Goiny von der CDU nennt diese Legislaturperiode als Zeitrahmen und verweist auf die anstehenden Beratungen. So bleiben, wie es ist, könne es jedenfalls nicht,

Für Carola Blum von den Linken wäre das Scheitern der Neubaupläne „ein echtes Desaster“ – gerade auch nach der langen Vorplanung, bei der man doch bereits die Sanierung der alten Standorte geprüft und verworfen habe.

Auch Iris Berben, Präsidentin der Deutschen Filmakademie, hat den Aufruf zugunsten des Zentralstandorts der Hochschule „Ernst Busch“ unterzeichnet. Zahlreiche deutsche Stars von Bühne, Film und Fernsehen sind daraus hervorgegangen, darunter auch Jan-Josef Liefers und Karoline Herfurth.

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