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Berlin: Förderung: Der Leistungskurs in Mathe erspart das erste Semester

Viel wird an den Hochschulen lamentiert über schlecht vorbereitete Abiturienten. Fortschritte zu erzielen ist schwierig.

Viel wird an den Hochschulen lamentiert über schlecht vorbereitete Abiturienten. Fortschritte zu erzielen ist schwierig. Und doch gelang jetzt ein entscheidender Schritt hin zur besseren Vorbereitung von Berliner Gymnasiasten auf das Studium: Humboldt-Universität (HU) und Schulverwaltung werden künftig enger kooperieren. Begonnen wird mit der gezielten Förderung mathematisch begabter Schüler an drei Berliner Gymnasien. Eine entsprechende "Zielvereinbarung" unterzeichneten gestern Schulsenator Klaus Böger (SPD), HU-Vizepräsident Elmar Tenorth und der Leiter des Instituts für Mathematik, Jürg Kramer.

Was die Beteiligten in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt haben, lässt sich sehen: Es wurde ein Rahmenplan für die Mathematik-Leistungskurse entwickelt, der so anspruchsvoll ist, dass man mit dem Abitur bereits einen Teil des Mathematik-Studiums in der Tasche hat. Dies bedeutet, dass die HU den Schülern Leistungsnachweise für die Vorlesungen Analysis I und Lineare Algebra aushändigt. Damit können gute Abiturienten bundesweit ein Semester des Grundstudiums "überspringen".

Beteiligt sind an der Vereinbarung zunächst das schon zu DDR-Zeiten auf Mathematik und Naturwissenschaften spezialisierte Heinrich-Hertz-Gymnasium, das Andreas-Gymnasium sowie das Herder-Gymnasium. Falls sich das Konzept bewährt, sollen weitere Schulen folgen. Und es soll nicht nur bei der Mathematik bleiben. "Hoffentlich ist dies ein stilbildender Schritt auch für andere Fächer", gab HU-Vizepräsident Tenorth gestern Senator Böger mit auf den Weg.

An Böger wird es wohl kaum scheitern. Seiner Unterstützung sei es zu verdanken, dass man jetzt überhaupt so weit gekommen sei, hob Institutsleiter Kramer hervor. Der Schweizer Professor war es, der bei seinem Wechsel nach Berlin 1996 auf die "DDR-Aktivitäten" im Bereich der Spezialschulen aufmerksam wurde und gleich eine Zusammenarbeit anstrebte. Zunächst schickte er HU-Dozenten an das Andreas-Gymnasium, dann kam man auf die Idee mit dem veränderten Rahmenplan. Kramer erhofft sich von der engeren Verzahnung zunächst "gute Studenten an der HU", und langfristig auch einen spürbaren Fortschritt für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Gebiet.

Böger hat aber noch anderes vor. Er liebäugelt damit, den Grundschulen zwei Stunden zusätzlich zu geben für ein Wahlpflichtfach, zu dem auch der mathematisch-naturwissenschaftliche Bereich gehören soll. Schwerer tut er sich aber mit einem anderen Wunsch der drei Vorreiter-Schulen: Sie würden gern schon ab Klasse 5 beginnen, weil sie andernfalls viele begabte Kinder an die grundständigen Gymnasien verlieren. Das macht die SPD nicht mit, aber Böger schlägt als Kompromiss vor, dass Mathematik-Gymnasiallehrer auch an profilorientierten Grundschulen Unterricht geben, um hier mehr für die interessierten Schüler zu tun.

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