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Die neue E-Klasse. 2013 durfte Formel-E-Pilot Lucas di Grassi schon mal eine Trainingsfahrt durch die Berliner Innenstadt machen.

© Hannibal/dpa

Formel E auf der Karl-Marx-Allee in Berlin-Friedrichshain: "Ein Autorennen - das brauchen wir hier wirklich nicht"

Der Senat will das E-Mobility-Rennen auf die Friedrichshainer Magistrale verlegen. Anwohner sind skeptisch, FIA-Präsident Jean Todt begeistert.

Ausgerechnet Sonnabend. Jörg Flöckner will gar nicht glauben, was er gerade erfahren hat. „Das ist doch katastrophal. Der verkaufsstärkste Tag der Woche“, sagt er und blickt kopfschüttelnd durch das Fenster seines Fahrradladens auf die Karl- Marx-Allee. „Dann ist die ganze Straße dicht. Wo sollen dann die Kunden der Läden parken?“, fragt sein Mitarbeiter.

Am Sonnabend, dem 21. Mai, soll das E-Mobility-Rennen auf der Karl-Marx-Allee stattfinden. Elektrisch betriebene Rennwagen umkurven mit Tempo 170 einen zwei Kilometer langen Kurs auf der Karl-Marx-Allee zwischen Alex und Strausberger Platz. Es gibt einen langen Boxenstopp, Tribünen für 14000 Zuschauer und eine Fanzone mit Begleitprogramm. Ein Rennzirkus mitten auf einer belebten Wohn- und Geschäftsstraße. 8500 Menschen wohnen im Quartier. Apotheken, Restaurants, Reisebüros, Buchläden säumen die Straße. Abgesehen von gelegentlichen Demonstrationszügen passiert hier nicht viel. Ein Autorennen wäre was Neues.

„Das passt zu Berlin. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt“, sagt Thomas Dürrhauer, der im Fahrradladen gerade einen Sattel testet. „Vielleicht schaue ich es mir sogar an. Nur mit den Parkautomaten könnte das organisatorisch ein bisschen schwer werden.“ Er meint die Parkautomaten, die fest verankert auf dem Mittelstreifen der Allee stehen.

Jürgen Seifert betreibt den Buchladen „Land.Karten“ – auch er macht sich Sorgen. „Ich glaube kaum, dass es einen Zugang für Kunden geben wird. Der Verkehr muss ja wahrscheinlich großflächig umgeleitet werden.“ Am Strausberger Platz liegt der Friseurladen „Curl&Styling“. Ein Verlustgeschäft befürchtet man hier nicht, da der Laden sowieso nur morgens geöffnet habe.

Eine Kundin, die ihren Namen nicht nennen möchte, ist als Anwohnerin direkt betroffen. Seit 50 Jahren wohne sie in der Karl-Marx-Allee. „Es ist doch sowieso schon furchtbar laut hier. Wir brauchen einfach keine zusätzliche Belastung“, sagt sie, lässt sich die Haare zurechtzupfen, steht auf und betont noch einmal: „Nein, das brauchen wir hier wirklich nicht“

Grüne finden Autorennen nicht mehr zeitgemäß

Skeptisch ist auch Harald Moritz, Verkehrsexperte der Grünen. Er findet Autorennen an sich nicht mehr zeitgemäß, schon gar nicht in der Innenstadt. Bedenken hat auch die Stadtentwicklungsexpertin der Linken, Katrin Lompscher. Sie sorgt sich wegen der Sicherheit. Für Jean Todt, Präsident der Dachorganisation des Autorennsports FIA, ist der zentrale Standort aber ideal, um das Thema nachhaltige Mobilität voranzubringen. „Der neue Veranstaltungsort passt perfekt.“

Dem Vernehmen nach ist der Zustand der betroffenen Straßen nicht überall renntauglich. Wer die Asphaltsanierung bezahlt, werde aber erst in den Verhandlungen mit dem Veranstalter festgelegt, sagte Petra Rohland, Sprecherin der Verkehrsverwaltung. Wird das Rennen genehmigt und bleibt es ohne Unfälle, steht einer Wiederholung 2017 wohl nichts im Weg. Der bisherige Rennkurs auf dem Vorfeld des Flughafens Tempelhof ist noch bis 2019 für Flüchtlinge reserviert. 20.000 Zuschauer kamen zur Berliner Formel-E-Premiere im vergangenen Jahr. Diesmal dürften es wegen der spannenden Innenstadtkulisse eher noch ein paar mehr werden.

Tickets für die Formel E: www.ticketmaster.de. Die Karten kosten ab 20 Euro.

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