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Rother

© Stefan Maria Rother

Fotografie: Voll das Leben

Stefan Maria Rother fotografiert die Straßen Berlins, ihre Menschen, ihre Szene - und präsentiert damit ein "wunderbares Kommunikationsmittel". Zwölf Bände plant er, der neueste zeigt die Bergmannstraße.

Stefan Maria Rother trinkt viel Kaffee und Tee. Vor allem dann, wenn er sich aufmacht, den "Geist einer Straße“ zu suchen. Stefan Maria Rother ist Fotograf. Seine Motive: die Straßen Berlins, ihre Menschen, ihre Szene. Die Menschen und die Szene der Bergmannstraße hat Rother in seinem neuesten Bildband festgehalten. Er zeigt 65 Fotos, quadratisch und in Schwarz-Weiß.

Als freier Fotograf macht Rother Bilder verschiedenster Art: Portraits, Stillleben, in Farbe oder eben schwarzweiß. "Fotografie ist ein wunderbares Kommunikationsmittel, wenn nicht die globale Sprache schlechthin. Sie gibt mir Einblick in unbekannte, neue Situationen, in Vorgänge, Ideen und Menschen“, sagt der 42-Jährige. "Fotografie verbindet Menschen.“ Mit Kunst ist Stefan Maria Rother aufgewachsen: "Mein Vater war Redakteur und Schriftsteller, nebenbei hat er immer auch seine Kunst gemacht.“ Seine persönliche Nische, die Fotografie, hat Rother als Jugendlicher in Schottland gefunden: "Das Licht dort hat mich begeistert.“

Jede Straße mit eigenem Flair

1987 hat Rother, nach einem Studium am International Centre of Photography in New York, seine Heimatstadt Essen verlassen und ist nach Berlin gekommen. "Die Stadt hat mich immer fasziniert“, sagt er. Er machte eine Ausbildung zum Fotografen – als Grundlage, um sich dann weiterentwickeln zu können, wie er sagt.

Anfang der Neunziger bekam er den Auftrag, für ein Stadtmagazin Fotos für eine Bezirksreportage zu machen. Hier hat er sich mit seinem späteren Thema, den Straßen Berlins, erstmals auseinandergesetzt. "Jede Straße hier hat für mich ein anderes, ganz besonderes Flair“, sagt Rother. "Das muss ich mitbekommen.“ Letztes Jahr nahm er sein erstes Projekt in Angriff: die Neue und die Alte Schönhauser Straße in Mitte. Ostern dieses Jahres kam das zweite: die Bergmannstraße in Kreuzberg. Zu sehen sind Geschäfte, Trödelmärkte, Cafés, Restaurants, Läden, aber auch die Menschen, die dort leben und arbeiten.

"Entdeckungsreise mit der Kamera"

Rothers Philosophie lautet: hingehen und gucken. Seine Arbeit betitelt er als "Entdeckungsreise mit der Kamera“. Findet er etwas spannend, entdeckt er einen interessanten Menschen oder eine gute Szene, schaut er es sich ganz genau an: "Es ist die Mischung aus dem einzelnen Menschen mit seiner persönlichen Geschichte und der ganzen Szene einer Straße, die mich fasziniert.“

Nach und nach hat Rother so den "Geist der Bergmannstraße“ aufgespürt. Für ihn ist der multikulturell, besteht aus Yoga machen und natürlich Kaffee trinken. Rother zeigt einen Spatz, der sich unmittelbar vor seinem Objektiv niedergelassen hat, er fotografiert eine Gesangslehrerin mit ihrer Schülerin in Aktion und einen Brunnenbauer. "Ich klopfe einfach an die Hintertür der Leute an, will erfahren, was der Einzelne schaffen kann.“ Jede einzelne Person hat er gefragt, ob er sie ablichten darf. Inszeniert habe er sie nie. Durch seine Arbeit lernt Stefan Maria Rother Menschen kennen. "Ohne meine Arbeit hätte ich nie den netten Antiquariaten getroffen, der mir immer guten Wein angeboten hat.“ Noch heute schaut er gerne bei ihm vorbei.

13 Bilder aus dem Buch "Bergmannstraße“ sind noch am Freitag, 19. September, und Sonnabend, 20. September, zwischen 14 und 18 Uhr in der "Radierwerkstatt 30 Links“ in der Solmsstraße 30 in Kreuzberg, nur wenige Schritte von der Bergmannstraße entfernt, zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos. 12 Berliner Straßen will Rother insgesamt ablichten. Noch in diesem September wird er mit seinem nächsten Projekt, Buch Nummer drei, starten. Wieder in einer belebten Gegend. Der Titel: "Winterfeldtplatz.“

Stefan Maria Rother: "Bergmannstraße“. Berlin Story Verlag, 16,80 Euro

Anja Brandt

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