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Aufgetaucht. Das von einem Frachtschiff versenkte Ruderboot der beiden Angler konnte schwer beschädigt geborgen werden.

© Matthias Polakowski

Frachtschiff rammt Boot mit Spandauer Anglern: Rettung in letzter Sekunde

Sie waren beim Wettangeln. Plötzlich hielt ein Schubverband auf sie zu. Gerhard Rückert und sein Freund sprangen aus ihrem Boot in die Havel. Dann krachte es.

Die Fische sind wieder in der Havel.  Die Angel auch, das Telefon, die Geldbörse. „Petri Heil“ war den beiden Berlinern wirklich nicht vergönnt. Ein Frachtschiff auf offensichtlich regelwidrigem Kurs hatte am Sonnabend den Angelkahn von Gerhard Rückert und seinem Freund Ronald Götz versenkt. Bei der Insel Eiswerder in Spandau, die CDU veranstaltet dort einmal im Jahr ein Wettangeln. Etwa 140 Angler waren auf 60 Booten auf der Havel – außerhalb der Fahrrinne.

„Der war nur noch 40, 50 Meter entfernt“, berichtete Gerhard Rückert am Sonntag, zum Glück habe er sich zufällig einmal umgesehen. „Da kommt ein Schuber“, habe er seinem Anglerfreund nur noch zugebrüllt – und schon sprangen beide Männer in die Havel, buchstäblich in letzter Sekunde. Es krachte, der knapp 100 Meter lange polnische Schubverband riss das Boot unter Wasser, erst mehrere 100 Meter weiter tauchte es unter der Bordwand wieder auf, stark beschädigt.

Der 79-jährige Rückert und sein 52-jähriger Angelfreund wurden sofort von anderen Booten aus dem Wasser gefischt und an Land gebracht. Sie blieben, wie berichtet, unverletzt. Der 60 Jahre alte Kapitän des Frachters wurde erst von einem Mann seiner Besatzung, der an Deck das Anlegen in der Spandauer Schleuse vorbereitete, informiert, dass sie ein Boot überfahren haben. „Der ist einfach weitergefahren“, sagte Rückert betroffen, „der hat uns überhaupt nicht gesehen.“ Und ein Warnsignal mit der Schiffssirene habe es auch nicht gegeben. Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren gegen den 60-Jährigen eingeleitet, er durfte nach der Unfallaufnahme weiterfahren.

50 Jahre ist Rückert im Angelsportverein „Union 1949“, der an der Spandauer Zitadelle seine Bootsstege hat. „Ich kenne mich dort auf dem Wasser aus“, versichert der 79-Jährige: „Wir halten uns immer raus aus der Fahrrinne.“ Wieso das Schubschiff so dicht unter Land gefahren ist, bleibt indes unklar. „Wenn der weiter so gefahren wäre, hätte er einen Brückenpfeiler gerammt“, meinte ein Angler. „Der war entweder blind oder besoffen.“ Doch Hinweise auf Alkohol hat die Polizei nicht. In der Vergangenheit hatte es Kollisionen gegeben, weil die Kapitäne die Brücke verlassen hatten – um sich einen Kaffee zu holen oder weil sie ein Bedürfnis hatten.

Gewonnen hätte Rückert das Wettangeln der CDU nicht, nach knapp vier Stunden auf dem Wasser hatten sie nur geschätzte drei Kilogramm Weißfisch zusammen. Den Pokal gewann ein Tegeler Angelverein, Rückert bleiben Ärger und Sorgen. Allein der Motor des Bootes habe einst 5000 Mark gekostet: „Welche Versicherung trägt das jetzt?“

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