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Berlin: Fragt die Kinder

Von Amory Burchard Mitte. „Wie war’s in der Schule?

Von Amory Burchard

Mitte. „Wie war’s in der Schule?“ – „Gut.“ – „Und was habt ihr im Hort gemacht?“ – „Nichts Besonderes.“ Mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, ist gar nicht so einfach. Noch schwieriger wird die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern bei Konflikten. Jetzt sind Ferien. Endlich Zeit zum Erzählen, oder noch mehr Familienstress, wenn man eng zusammenhockt? Sechs Mütter und ein Vater, die nicht mehr weiter wussten, sitzen im Kreis auf Klappstühlen. Sie reden über das Reden in der Familie. „Starke Eltern – starke Kinder“ heißt der Kursus, in dem sie Auswege aus der Sprachlosigkeit suchen.

„Wir wussten nicht mehr, wie wir zu Hause weitermachen sollten“, sagen Gabi und Michael, Eltern von zwei Mädchen im Alter von drei und sechs Jahren. „In einer Sackgasse“ sah sich auch Monika, Mutter von zwei 7- und 11-jährigen Söhnen. In zehn mal zwei Stunden hat die Sozialpädagogin Gertrud Möller-Frommann vom Deutschen Kinderschutzbund ihnen beim Seminar im Nachbarschaftshaus in der Torstraße gezeigt, wie die Kommunikation in der Familie wieder klappen könnte.

Wenn es Streit ums Aufräumen oder ums zu Bett gehen gibt, rät Möller-Frommann, vier Fragen zu stellen: Was ist genau passiert? Wer war beteiligt? Wie fühlt sich jeder dabei? Was kann man tun? Wichtig sei, dass alle Beteiligten gleichberechtigt Lösungsvorschläge machen können. Am Ende sollte eine Abmachung getroffen werden – nach dem Motto: Noch eine halbe Stunde spielen, dann geht es aber ins Bett.

Am besten sei es, wenn so ein Deal von den Kindern selbst vorgeschlagen wird, inklusive Konsequenzen. „Dann werden sie plötzlich ganz gerecht und halten die Abmachungen eher ein“, sagt die Sozialpädagogin. Gabi und Michael berichten der Gruppe stolz, dass die neu erlernte Strategie beim Streit ihrer beiden Mädchen um das blaue Nicki-Tuch und beim abendlichen Händel ums Spielen, Vorlesen und Einschlafen schon geholfen habe.

Kerstin, Mutter eines neunjährigen Jungen, hatte Probleme mit der Wie-fühlst-du-dich-Frage. Sie bot ihrem Sohn „rationale Lösungen“ für den allmorgendlichen Streit um das Trödeln beim Anziehen an – und wunderte sich über seine bockige Reaktion. Gertrud Möller-Frommann erklärt: „Erst wenn man seine Gefühle ausgedrückt hat, ist man offen für Lösungen.“ So sollen es die Eltern auch halten, wenn sie ihrem Ärger Luft machen. Sie üben, negative Gefühle nicht in Form von Beschimpfungen zu artikulieren, sondern als Ich-Botschaften. Also: „Ich bin traurig, dass das Glas kaputt ist“ und nicht: „Kannst du denn nicht aufpassen!“ Eine Ich-Botschaft, die nicht anklagt, sagt die Kursleiterin, gibt dem Kind die Chance etwas besser zu machen.

„Fragt die Kinder“, ist der oberste Leitsatz des Kinderschutzbundes. Aber wie? Wer nachmittags fragt, wie der Tag war, bekommt meistens einsilbige Antworten. Wieder könne es helfen, Raum für Gefühle zu geben, sagt Gertrud Möller-Frommann. Eine gute erste Frage: „Was war denn heute los, du siehst ja ganz schön geschafft aus?“ Die beste Zeit für „Tagesgeschichten“, erfahren die Eltern, aber ist die Zeit vor dem Schlafengehen. Dann haben alle das Geschehene schon etwas verarbeitet und wollen reden.

Und wie sollten Familien die Ferienzeit am besten nutzen? In sich hineinhören, und nach den Ferien gleich einen Kommunikations-Kurs beim Kinderschutzbund mitmachen, rät die Trainerin.

Informationen über „Starke Eltern – starke Kinder“ – Seminare beim Kinderschutzbund unter der Telefonnummer 4580 2931.

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