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Berlin: Französisches Gymnasium aus Rache verwüstet?

Von Jörn Hasselmann Unbekannte haben am Wochenende das Französische Gymnasium in Tiergarten verwüstet. Vermutlich aus Rache wüteten die Täter systematisch im Sekretariat und im Lehrerzimmer, nahezu alle Klassenzimmer wurden aufgebrochen und Physik- und Bioräume zerstört.

Von Jörn Hasselmann

Unbekannte haben am Wochenende das Französische Gymnasium in Tiergarten verwüstet. Vermutlich aus Rache wüteten die Täter systematisch im Sekretariat und im Lehrerzimmer, nahezu alle Klassenzimmer wurden aufgebrochen und Physik- und Bioräume zerstört. Zudem versprühten die Vandalen sämtliche 61 Feuerlöscher und stahlen wertvolle Geräte. Den Schaden bezifferte die Schulleitung auf 100 000 Euro. Die Täter versuchten auch, den Stahlschrank zu knacken, in dem Unterlagen kommender Prüfungen verwahrt sind. Die 750 Schüler wurden gestern nach Hause geschickt. Der Unterricht soll erst Mittwoch wieder beginnen.

Selbst das Skelett im Bioraum zerstörten die Täter, „die Knochen lagen auf dem Fußboden“, berichtete ein Mädchen, das als Schulsprecherin das Gebäude betreten durfte. Die Täter unterschieden offensichtlich genau, was sie zerstörten: Kunst- und Computerräume wurden verschont, im naturwissenschaftlichen und Musik-Bereich gewütet. Auffällig sei, dass vor allem die Lehrerzimmer und dort persönliches Eigentum von Pädagogen Ziel der Aggressionen waren – die zerstörte Uhr eines Pädagogen war um 15.45 Uhr stehen geblieben. Im Sekretariat schmierten die Täter an die Wand: „Wir haben euch gefickt.“ Andererseits benahmen sich die Täter wie normale Kriminelle: Viele Schülerschränke wurden geknackt, ein wertvoller Video-Projektor, ein Mischpult und Plattenspieler gestohlen. „In dieser Größenordnung hatten wir Vandalismus noch nie“, sagte der Leiter des Bezirksschulamtes, Jürgen Willuhn. Der Glasbruch sei versichert, die zerstörten Geräte müsse die Schule selbst ersetzen, sagte Willuhn. Auch Mitarbeiter der französischen Botschaft informierten sich gestern in dem Neubau an der Derfflingerstraße über das Ausmaß der Schäden.

Die Täter müssen nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen zwischen Freitag- und Sonntagabend eingedrungen sein. Gegen 19 Uhr hatte eine Lehrerin der Theater-AG zunächst das weiße Pulver von Feuerlöschern bemerkt, das im ganzen Gebäude in der Luft waberte. Die Vandalen kamen über den Hof, schlugen im Untergeschoss eine Türscheibe ein. „Da haben sich welche ausgetobt, die alte Rechnungen offen hatten“, sagte eine Beamtin. Die Ermittler halten es für sicher, dass die Täter Ortskunde hatten – zudem wüteten sie auf allen Etagen – „normale Täter wollen schnell weg“.

Die Kripo will sich nun in den kommenden Tagen alle Schüler vornehmen, die in der Vergangenheit angeeckt oder rausgeflogen sind. Neben Fußabdrücken sicherte die Kripo auch Blutspuren im Physikraum. Eine heiße Spur gab es auch am Abend nicht.

Am vergangenen Freitag hatten die 12. Klassen die letzte Abiturprüfung, drei sollen durchgefallen sein, berichtete eine Schülerin. Am Ende dieser Woche steht am Französischen Gymnasium – eine der renommiertesten Schulen der Stadt – die zusätzliche Prüfung „Baccalaureat“ an.

Die 15-jährige Schulsprecherin berichtete, dass im Aufenthaltsraum der Oberstufenschüler nichts zerstört worden sei. Jedoch seien die Sessel umgestellt worden – „als ob die sich da hinterher ausgeruht hätten“. Bislang habe es in dem Gymnasium keine Probleme mit Vandalismus gegeben. Auch der 16-jährige Sebastian hält „Rache“ für das Motiv der Verwüstungen.

Im Landesschulamt wird Vandalismus nicht statistisch erfasst, sagte die Gewaltexpertin des Amtes, Bettina Schubert: „Es gibt keine Meldepflicht.“ Vandalismus sei ein Fall für die Bezirke.

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