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Berlin: Frauen sind die besseren Machos

Bridge Markland kennt zwei Blicke der Männer: bewundernde, wenn sie in Minirock, High Heels und langem Haar durch die Straßen stolziert. Und ungläubige, wenn sie mit Männerkleidung, kurzgeschorenen Haaren und angemaltem Schnurrbart herumläuft.

Bridge Markland kennt zwei Blicke der Männer: bewundernde, wenn sie in Minirock, High Heels und langem Haar durch die Straßen stolziert. Und ungläubige, wenn sie mit Männerkleidung, kurzgeschorenen Haaren und angemaltem Schnurrbart herumläuft. Ihr Outfit, Hemd und Schlosserhosen, ist dabei immer ein paar Nummern zu groß. Für die ausgebildete Tänzerin wird der Gehweg neben der Bühne zum Catwalk. Sie spielt mit den Reaktionen der Passanten, mal ihre Reize als Frau ausspielend und mal als Mann verkleidet. Nur geht es ihr dabei weniger um Straßencomedy, sondern darum, die Identität von Frauen in der Gesellschaft zu untersuchen. Dreht sich niemand nach ihr um, spielt sie zumindest ihre Rolle als Mann perfekt. Diese maskuline Erscheinung heißt im neudeutschen Sprachschatz Drag King – als Pendant zur Drag Queen, dem Mann in Frauenkleidern.

Zusammen mit ihrer englischen Kollegin Diane Torr hat Markland das erste Drag King-Festival Berlins organisiert, dessen Motto gleichzeitig die Marschrichtung vorgibt: „Go Drag!“ Es steht für ein im New York der 80er Jahre entstandenes Genre am Theater, das die Überschreitung von Geschlechtergrenzen inszeniert und den Rollentausch parodiert. Seit einigen Jahren gelten die Drag Kings sogar als schicke Zeiterscheinung. In US-Unterhaltungsshows werden sie als Trendsetter herumgereicht.

Torr und Markland indes suchten entgegen dieser Plattitüde für das „Go Drag!“- Festival hochkarätige Künstlerinnen aus, die seit vielen Jahren im Genre der Frau- zu- Mann-Bekleidung (female-to-male-cross- dressing) die Bühnen mit guten Performances beleben. Dabei wird spielerisch vorgeführt, dass auch sie die besseren, fieseren und machohafteren Männer sein können - nicht nur rein äußerlich. Dies sei auch eine Art Selbstbestätigung, so Torr, denn: „Als Mann ist man viel glaubwürdiger in der Gesellschaft. Sofort nehmen dich die Leute mit Respekt war." Früher nannte man ihre Kostümierung noch Hosenrollen.

Die Drag-King-Szene in Berlin stecke sie noch in den Anfängen, sagt Markland. Sie selber versuchte mit ihrem „Vatertag“, dem ersten Drag-King-Abend, und einer Veranstaltungsreihe im Kreuzberger Stükke- Theater Aufbauarbeit zu leisten. Ein Etappenziel ist mit dem erfolgreich gestarteten „Go Drag!“ erreicht, jetzt soll das Festival alle zwei Jahre veranstaltet werden. Und irgendwann, so hofft sie, gehören Drag Kings zum Straßenbild. Henning Kraudzun

Festival „Go Drag“ noch bis 25.7. mit Performances, Ausstellung, Workshops, Filmabenden im Tacheles in Mitte. Weitere Infos im Internet: www.godrag-berlin.de

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