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Querpass zu um Kudamm.

© DAVIDS/Gundlach

Frauenfußball-WM: Da rollt langsam was an

WM – welche WM? Na, die der Frauen. Ein Gefühl für dieses Ereignis bekommt man nur langsam beim Spaziergang durch die Stadt. Doch eine Woche vor dem Anpfiff bereiten sich nicht nur die Wirte vor.

„Hier, das ist das Kennedy-Museum“, sagt Kurt Demeyere, „und das da, das ist die Akademie der Künste.“ Der Belgier erklärt gerade seiner Mutter jedes Details am Pariser Platz. Nur was all diese orangefarbenen Flaggen bedeuten, auf denen „Berlin“ steht – keine Ahnung.

Beau Griffith, der das eigentlich wissen müsste, dreht gerade eine Runde mit dem Fahrradtaxi. Doch auch er, der Stadtführer, ist ratlos. Er schaut die vielen Fahnen an am Brandenburger Tor, grübelt, dann hat er eine Idee: „Ach so – WM.“

Richtig, WM, Weltmeisterschaft. Zwar hängen an tausenden Laternen all die bunten Fahnen, schließlich ist es nur noch eine Woche bis zum Eröffnungsspiel der deutschen Fußballerinnen im Olympiastadion, doch ein Gefühl für dieses Ereignis bekommt man nur langsam beim Spaziergang durch die Stadt. Und trotzdem, es gibt so etwas wie Vorfreude.

75 000 Zuschauer sind dabei, 400 Freiwillige aus Berlin arbeiten seit zehn Tagen im Olympiapark, auch die Liste der VIPs wird von Tag zu Tag länger. Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel haben bekannt gegeben, dass auch sie im Stadion sitzen werden, wenn die Deutschen gegen Kanada spielen.

In Kreuzberg wurde schon so manche Deutschland-Fahne entdeckt, die am Balkon flattert. Und auch die Wirte machen sich ihre Gedanken. Im Prater in der Kastanienallee wird der Fernseher eingeschaltet – die große Leinwand allerdings, die bei der Männer-WM im Einsatz war, „die bleibt erst mal im Keller“. Im Frannz -Club in der Kulturbrauerei sind sie optimistischer. „Wir stellen uns genauso ein wie bei der Männer-WM“, sagt Geschäftsführer Alexander Knoke, deshalb wird diese Woche die Großbildleinwand aufgebaut. Und am Bundespressestrand werden sowieso alle WM-Spiele gezeigt. „Erste Buchungen für die VIP-Lounge“ seien schon eingegangen, heißt es. Andere halten sich noch zurück, eine Fanmeile im Tiergarten wird es nicht geben.

Dass da aber was anrollt in der Stadt, wird man in dieser Woche bemerken, spätestens am Dienstag. Dann beziehen die deutschen Spielerinnen ihr Quartier im Hotel Esplanade am Lützowufer; die tägliche große Pressekonferenz wird dann am Salzufer stattfinden. Und ebenfalls am Dienstag, 17 Uhr, lädt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Fans ein zum öffentlichen Training ins Stadion am Wurfplatz, gleich hinterm Olympiastadion. Zu den Männern kommen bei dieser Angelegenheit schon mal 30 000 Neugierige, bei den Frauen werden es sicherlich ein paar Fans weniger werden. Der Mannschaftsbus der Kanadierinnen – sie trainieren im Mommsenstadion in Eichkamp – rollt übrigens weitgehend unbemerkt seit Tagen durch die Innenstadt.

Schon seit Mittwoch wird im Kreuzberg-Museum die Ausstellung „Schuhgröße 37“ gezeigt: Portraits von Fußballerinnen aus Ägypten, Palästina, der Türkei und Berlin. Die Heinrich-Böll-Stiftung startet ihre Reihe „Genderkicks 2011“, und am Potsdamer Platz wird bald das WM-Kulturprojekt „Spielfreude-Tour“ Station machen. Es läuft aber alles einige Nummern kleiner ab als noch bei der WM 2006, als provisorische Stadien errichtet wurden vor dem Reichstag und vor dem Brandenburger Tor ein riesiger Fußball-Globus erleuchtet war. „Auswirkungen wie damals wird es diesmal nicht geben“, sagt ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer, findet dann aber doch einen ganz interessanten Vergleich: So eine WM der Frauen sei wie die jährliche Silvesterfete.

Für den Frauenfußball – 11 600 Berlinerinnen spielen organisiert in Vereinen – ist diese WM hingegen von großer Bedeutung. „Wir erleben einen Boom“, sagt Maja Bogs vom Frauen-Zweitligisten 1. FC Lübars. „Seit März haben wir 25 neue Spielerinnen hinzubekommen.“ Bald könnten sie in allen Jahrgangsstufen zweite Mannschaften aufmachen. „So viele Spielerinnen hatten wir noch nie.“

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