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Berlin: Freier Weg für „Freie Kräfte“

230 Neonazis marschierten durch Prenzlauer Berg: Polizei musste Gegendemonstranten beiseiteräumen

230 Nazis, einige hundert Gegendemonstranten, 800 Polizisten, viele tausend ratlose Berliner, Touristen und wütende Autofahrer. Unübersehbar war der Marsch der Neonazitruppe „Freie Kräfte“ gestern Mittag durch Prenzlauer Berg – vor allem durch die Polizeipräsenz. Immer wieder versuchten Linke während des vierstündigen Marschs, die Route zu blockieren, wurden jedoch sofort weggetragen oder abgedrängt.

Die Zahl der Gegendemonstranten war längst nicht so groß wie am 8. Mai 2005, als es mehreren tausend Bürgern Unter den Linden gelungen war, den großen Neonaziaufmarsch zum Jahrestag des Kriegsendes zu stoppen. Gestern musste die Polizei das Demonstrationsrecht der Rechtsextremen durchsetzen. „Spaß macht das nicht“, stöhnte ein hochrangiger Beamter. Vielfach mussten sich die Polizisten beschimpfen lassen: „Ihr schützt doch die Faschisten.“

An der Ecke Prenzlauer Allee / Torstraße hatten die Bezirksämter Mitte und Pankow zu einer Gegenkundgebung aufgerufen. Der stellvertretende Bürgermeister von Mitte, Christian Hanke (SPD), gab sich enttäuscht, dass „von der CDU niemand da ist“. Schließlich hätten alle Abgeordnetenhausparteien in der vergangenen Woche eine Kampagne gegen Rechtsextremismus gestartet. Wie berichtet hatten Bezirkspolitiker gefordert, den Marsch zu verbieten, weil er zwei Tage nach dem Todestag von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß eine Ersatzveranstaltung für das verbotene Heß-Gedenken sei. Für das Verbot gab es jedoch keine rechtliche Handhabe, die Rechten hielten sich gestern an die Auflagen: „Die haben nicht einmal Heß gebrüllt“, sagte ein Staatsschutz-Beamter am Ende der Demo.

Demo-Anmelder Sebastian Schmidtke wurde gestern auf der kilometerlangen Route flankiert von dem bundesweit aktiven Neonazi Christian Worch und dem Berliner Aktivisten René Bethage. Sie hätten mit 400 Teilnehmern gerechnet und die Strecke durch den Szenebezirk als bewusste Provokation gewählt, sagte ein szenekundiger Polizist.

Anwohner reagierten dagegen verwirrt, denn optisch unterschieden sich Linke und Rechte in ihren schwarzen Kapuzenpullis kaum noch. Zwölf wurden festgenommen – auf beiden Seiten. Ha

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