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Berlin: Freitagsgebet für eine saubere Umwelt

Junge Muslime tragen grüne Themen in Moscheen und Kulturvereine Für Sonnabend rufen sie die Griller zur Aufräumaktion im Tiergarten auf

Eine Checkliste zum Thema Stromsparen und Wasserverbrauch, dazwischen Verse aus dem Koran. Das gestrige Freitagsgebet im Vahdet-Kulturverein in Kreuzberg stand ganz im Zeichen des Umweltschutzes und einer neuen Kooperation. Auf Initiative des Juma-Projekts (Jung, muslimisch, aktiv) gemeinsam mit der Berliner Greenpeace Jugend haben insgesamt elf Moscheen in einer gemeinsamen Aktion den Umweltschutz beim Freitagsgebet thematisiert. Für den heutigen Sonnabend ist eine Aufräumaktion im Tiergarten geplant, wo viele Muslime an Wochenenden grillen.

„Auch wenn die Welt untergeht, setze noch einen Dattelzweig in die Erde“, besagt laut Emre Yildiz eine islamische Weisheit – bei Luther ist es ein Apfelbäumchen. Der 20-jährige Politikwissenschaftsstudent ist bei Greenpeace aktiv und beschäftigte sich bei Juma mit muslimischer Identität. Am Freitag hält er im Vahdet-Kulturverein die Predigt. „Für sozial Schwächere spielt der Alltag oft eine größere Rolle, Naturschutz ist da nicht erstrangig“, erklärt er sich, warum Umweltschutz in muslimischen Gemeinden bislang keine große Rolle spielte. Das sei aber auch eine Generationenfrage. Während sich sein Vater oder sein Onkel noch vorrangig um die Versorgung der Familie kümmern mussten, sind für Jugendliche wie ihn Werte wie Bildung und gesellschaftliches Engagement wichtiger geworden. Der Reaktorunfall von Fukushima hatte auch ihn geschockt. Yildiz will der Gemeinde konkrete Handlungsanleitungen für den Alltag geben.

Juma-Projektmitarbeiter Chaban Salih (35) geht mit der Reinemachaktion im Tiergarten die Probleme der Grillsaison an. „Wir wollen mit den Parkbesuchern ins Gespräch kommen und sie ermuntern, den Park grün zu hinterlassen, oder noch grüner.“ Bei Juma beschäftigen sich rund 70 muslimische Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren mit gesellschaftspolitischen Themen. Projektträger sind die Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) unter Schirmherrschaft von Innensenator Ehrhart Körting (SPD).

Die Aktionstage verbinden auch muslimische Gemeinden, die sonst wenig miteinander zu tun haben. Moscheen in Wedding, Tiergarten, Schöneberg und unterschiedlicher islamischer Lehre sind beteiligt. Die Umweltpredigten werden auf Deutsch, Arabisch, Türkisch und Indonesisch gehalten. Für Juma-Mitarbeiter Hakan Tosuner sind die Umweltaktionstage eine Öffnung innerhalb der muslimischen Gemeinschaft, aber auch nach außen. „Wir sagen: Liebe Leute, wir leben hier, wir kümmern uns um unsere Umwelt, und wir machen das nicht alleine, sondern mit Greenpeace.“

„Sauberkeit ist wichtig für Muslime“, sagt der 41-jährige Harun, der gerade die Moschee verlässt. Von der Predigt hat er mitgenommen, Strom und Wasser zu sparen und zu Hause auch die braune Mülltonne für den Biomüll zu nutzen. Zur Aufräumaktion am heutigen Sonnabend um 13 Uhr im Tiergarten könne er leider nicht kommen. Er muss arbeiten.

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