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Berlin: Freiwillige Komik Wo Gott wohnt

Thierse lädt erstmals zum Kabarett-Aschermittwoch Aschermittwoch der Künstler in St. Canisius

Die CSU hatte im Vorfeld mächtig gestänkert. Kabarett im Bundestag? Das untergräbt doch die Autorität der Volksvertretung! Dabei war es wohl vor allem die Angst , das Copyright auf den Fachterminus „Politischer Aschermittwoch“ einzubüßen – jedenfalls befasste sich sogar der Ältestenrat im Vorfeld mit der Veranstaltung, die über 600 Menschen im PaulLöbe-Haus Mittwochabend vor Lachen an den Rand der Atemnot brachte. Schirmherr Wolfgang Thierse hatte „leider keine konkreten Vorschläge für uns gemacht“, stänkerte der Düsseldorfer Kabarettist Volker Pispers zu Beginn. So konnten er und seine Kollegen Georg Schramm („Scheibenwischer“), Hagen Rether und die Bonner Rainer Pause und Norbert Alich vor ausverkauftem Haus nach Herzenslust über die Politik herziehen – und über „öffentlich-rechtliche Bedürfnisanstalten“, die „verbale Diarrhöe“ bei Christiansen und die „emotionale Pissrinne“ Kerner, in der Politiker „ihre Sprechblasen entleeren können“ (Schramm). Thierse, seiner Vize Antje Vollmer und dem vorrangig rheinischen Publikum machte das sichtlich Freude. Zahlen musste der Steuerzahler für den Abend keinen Pfennig. Das Bonner Pantheon-Theater übernahm die finanzielle Verantwortung für die gesamte Produktion. SB

Mit dem Ende des Faschings beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Aber wer weiß in einer weitgehend entchristlichten Stadt wie Berlin schon, was das bedeutet? „Viele Menschen denken wohl, Fasten habe etwas mit Lifestyle, mit schöner werden zu tun“, vermutete Bischof Wolfgang Huber bei der schon traditionellen Ökumenischen Vesper zum Aschermittwoch der Künstler. Zusammen mit Georg Kardinal Sterzinsky erinnerte er in St. Canisius an die in fast allen Religionen zu findenden Hintergründe des Fastens als Akt der Buße und der Reinigung von Seele, Geist und Körper. Die Austeilung der Asche und das segnende Aschekreuz auf den Stirnen der Gläubigen leiteten zur „Künstlerrede“ über. Der Wiener Architekt Heinz Tesar – er leitet die Restaurierung des Bodemuseums – nutzte sie zu Gedanken über „Die Wohnung Gottes unter den Menschen“ und die Frage, ob man heute noch Kirchen bauen kann. Tesars verbales Ja fand, da waren sich die Gottesdienstbesucher in dem abschließenden Gespräch einig, seine baulich überzeugende Entsprechung in St. Canisius selbst. 1995 ausgebrannt, ist diese Kirche von der Berliner Architektin Petra Büttner neu entworfen worden – als Wohnung Gottes in einem Charlottenburger Wohngebiet. apz

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