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Fremdsprachenverbot: Weddinger Hoover-Schule erhält Nationalpreis

Die Herbert-Hoover-Realschule in Wedding wird für ihre Entscheidung, den Schülern ausschließlich Deutsch zu erlauben, mit dem Nationalpreis 2006 ausgezeichnet. Seitdem seien die Aggressionen deutlich zurückgegangen.

Hamburg/Berlin - Die Herbert-Hoover-Realschule in Berlin- Wedding erhält den mit insgesamt 75.000 Euro dotierten Deutschen Nationalpreis 2006. Das gab die Deutsche Nationalstiftung am Donnerstag in Hamburg bekannt. Die Stiftung würdige damit die von Schülern, Lehrern und Eltern eigenständig getroffene Entscheidung, auf dem Schulhof und in der ganzen Schule ausschließlich Deutsch zu sprechen. Etwa 90 Prozent der Schüler dort sprechen eine andere Muttersprache. Der Preis wird am 27. Juni in Berlin überreicht. Die Laudatio hält Bundestagspräsident Norbert Lammert.

«Schüler, Eltern und Lehrer der Herbert-Hoover-Schule haben die Identität stiftende Wirkung der gemeinsamen Sprache erkannt, nicht auf staatliche Regulierungen gewartet und den Begriff der Nation durch ihr pragmatisches Verhalten mit Leben gefüllt», sagte der Senatspräsident der Stiftung, der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf zur Begründung. Das sei ein Beispiel für eine aktive Zivilgesellschaft. Mit dem Preisgeld sollen das pädagogische Konzept der Schule unterstützt und die Schulaula wiederhergestellt werden.

Rund 90 Prozent der 370 Schüler der Herbert-Hoover-Schule haben Deutsch nicht als Muttersprache gelernt. Seit im März 2005 Deutsch als Schulsprache eingeführt wurde, hätten sich die Deutschkenntnisse spürbar verbessert, seien die Aggression in der Schule zurückgegangen und die Anmeldezahlen um 20 Prozent gestiegen. Im März hatte die Realschule für ihr Projekt «Deutsch als Schulhofsprache» bereits den Jahrespreis 2006 der Helga und Edzard Reuter-Stiftung zuerkannt bekommen.

Die Jugendlichen an der Herbert-Hoover-Realschule mussten die Hausordnung mit der Verpflichtung zum Deutschsprechen unterschreiben. Darin heißt es: «Die Schulsprache unserer Schule ist Deutsch, die Amtssprache der Bundesrepublik Deutschland. Jeder Schüler ist verpflichtet, sich im Geltungsbereich der Hausordnung nur in dieser Sprache zu verständigen.» Als Geltungsbereich werden danach nicht nur die Schule und der Schulhof genannt, sondern auch Aktivitäten wie Klassenfahrten und Wandertage. Die Debatte um Deutsch auf dem Schulhof hatte bundesweit hohe Wellen geschlagen.

Der Nationalpreis wird seit 1997 verliehen. Unter den bisherigen Preisträgern sind die Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden, der Liedermacher Wolf Biermann, der Kunstmäzen Heinz Berggruen, die Literaten Günter de Bruyn und Wolf Jobst Siedler, der frühere tschechische Staatspräsident Vaclav Havel und zuletzt der deutsch-amerikanische Historiker Fritz Stern.

Die Deutsche Nationalstiftung wurde 1993 von einem Kreis hochrangiger Politiker, Künstler und Unternehmer um den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt gegründet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Einheit Deutschlands und die Identität der Deutschen in einem geeinten Europa zu fördern. Die Schirmherrschaft über die Stiftung hat bisher der jeweilige Bundespräsident übernommen.

(tso/dpa)

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