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Berlin: Freude in Schöneberg, Frust in Neukölln

Der Verkauf von Berliner Karstadt-Warenhäusern sichert einige Standorte, an anderen gab es Kündigungen

Zwischen Frustration und Erleichterung schwankt die Stimmung unter Berliner Mitarbeitern des Karstadt-Quelle-Konzerns – je nachdem, in welchem Kaufhaus sie tätig sind. Hertie in Neukölln hat allen 59 Mitarbeitern zum Jahresende gekündigt. Bisher hatte Neuköllns Baustadträtin Stefanie Vogelsang (CDU) gehofft, dass viele Beschäftigte in einem geplanten Möbelhaus weiterarbeiten können.

Die österreichische Möbelhauskette Lutz/Neubert will das Gebäude an der Karl-Marx-Straße erwerben und zum Einrichtungshaus machen. Doch laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Achim Neumann hat die Firma „kein Interesse an den Beschäftigten“. Vermutlich wolle der Kaufinteressent einen so genannten Betriebsübergang verhindern, der gleiche Arbeitsbedingungen zur Folge hätte. Im Möbelhandel seien andere Tarife üblich: ein „niedriger Grundlohn und dazu Provisionen über den Verkauf“.

Andere Berliner Warenhaus-Standorte scheinen jetzt dagegen durch den Verkauf an weitere Investoren gesichert. „Wir sind zufrieden“, sagte gestern der Betriebsratsvorsitzende von Karstadt in Schöneberg, Heinrich-Peter Jacob. Die britischen Erwerber hätten Jobgarantien abgegeben und wollten das „Vollsortiment für die Kunden in der Umgebung“ erhalten.

Ähnliches gilt für die verkauften Warenhäuser in der Turmstraße und in Tegel: „Wir sind froh, dass die Unsicherheit vorbei ist“, sagte Verdi-Handelsexperte Neumann. „Jetzt gibt es eine Perspektive für mindestens ein Jahr.“ Längerfristige Prognosen wären „Kaffeesatzleserei“.

Die zwei Berliner Sinn-Leffers-Modehandlungen hat Karstadt an eine andere Investorengruppe verkauft. Das ändert allerdings nichts am Schicksal der Häuser: Die Charlottenburger Filiale schließt zum Jahresende, während der Neuköllner Standort zu einem kleineren „Fashion-Discount“ schrumpfen soll.

Grundsätzlich hätten Kaufhäuser trotz der Konkurrenz durch Einkaufszentren noch Chancen in der Stadt, heißt es vom Handelsverband Berlin-Brandenburg. Je nach Standort seien aber verschiedene Konzepte nötig. In Schöneberg etwa gehe es um die Nahversorgung mit Alltagsbedarf. Für größere Häuser liege die Zukunft in der lukrativen Untervermietung von Flächen. Nach diesem „Shop-in-Shop-Konzept“ entstand im KaDeWe zum Beispiel der „Luxusboulevard“ mit Ständen von Markenherstellern wie Bulgari und Cartier.

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