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Berlin: Freund im Schlaf erstochen

Seit gestern steht ein 20-Jähriger wegen Mordes vor Gericht

Angeblich wollte er seinen Freund „nur beklauen“. Angeblich lief dann alles ab wie in einem Film, den er einmal gesehen habe. „Ich sah ihn auf dem Bett liegen“, sagte Jan G. gestern vor dem Landgericht. Er stach immer wieder auf den schlafenden Michael S. ein. Alles sei in dem Moment hochgekommen, meinte der 20-Jährige. Er sprach von Schulden, die zur Tat geführt hätten. Die Anklage aber geht von Hass aus.

Jan G. soll den 21-jährigen S. heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen ermordet haben. Er hatte nach seiner Festnahme detailliert die Stiche beschrieben. Er sagte, dass die ersten beiden besonders tief waren, dass er später den Puls des Opfers gefühlt habe. Jan G. beklagte damals auch, dass er von seinem Freundeskreis nicht geachtet worden sei. Das spätere Opfer habe ihn als „dreckigen Ostler“ beleidigt. Im Prozess aber zog er seine frühere Aussage teilweise zurück. „Er hatte bei mir 160 Euro Schulden“, meinte der Angeklagte. Als es zwei Wochen vor der Tat um die Rückzahlung ging, habe ihn der Kumpel sexuell angemacht und „betatscht“.

Am frühen Morgen des 28. Januar machte sich der aus Bernau stammende G. auf den Weg zu Michael S., der in Buckow lebte. Gegen 4.45 Uhr stieg er über den Balkon in die Erdgeschoss-Wohnung ein. Er habe sich umgesehen und Wertgegenstände gesucht, behauptete der Angeklagte. Während er in früheren Aussagen von einem Messer in seinem Rucksack sprach, lag es nach seiner jetzigen Version auf dem Tisch. „Ich wollte ihn wecken, rüttelte ihn, um ihn zur Rede zu stellen“, sagte G. Sein Kumpel aber habe nach viel Alkohol tief geschlafen.

Von sexuellen Avancen hatte Jan G. gegenüber der Polizei nichts erwähnt. Nun aber meinte der junge Mann: „Als ich ihn mit freiem Oberkörper liegen sah, kam hoch, dass er mich angefasst hat.“ Drei Stiche räumte er ein. Er hätte auch nicht gezielt. „Es war doch dunkel.“ Laut Anklage stach Jan G. sechs Mal zu. Michael S. starb noch am Tatort.

„Er ist im Schlaf gestorben“, sagte G. bei der Polizei. Nach seiner neuen Version will er bei seiner „panischen Flucht“ nicht gewusst haben, ob das Opfer noch lebte. Im Prozess entschuldigte er sich bei den Eltern des Getöteten. „Für einen eiskalten Mord kann man sich nicht entschuldigen, das ist Hohn“, entrüstete sich die Mutter. K.G.

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