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Berlin: Friedlich ins neue Jahr: Millionen feierten – und kaum Verletzte

Riesen-Party am Brandenburger Tor Mehr Feuerwehr-Einsätze, aber weniger Schäden

Von Jörn Hasselmann

und Matthias Oloew

Zufriedene Gesichter zum Verlauf des Jahreswechsels in Berlin: Die Veranstalter der Partymeile rund ums Brandenburger Tor freuten sich über weit mehr Gäste als erwartet. Feuerwehr und Polizei freuten sich über vergleichsweise wenig Verletzte in der Nacht zu Neujahr. Abgesehen von einem Brand im Dach des ZDF-Hauptstadtstudios (siehe nebenstehender Kasten) und einem Brand im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (siehe Seite 12) hat es keine spektakulären Einsätze gegeben. Zum Brand in den Büros des DIW ging gestern Abend ein Bekennerschreiben beim Tagesspiegel ein – der Staatsschutz ermittelt.

Auf Deutschlands größter Silvesterparty zwischen Tiergarten und Unter den Linden blieb jedoch alles friedlich. Die Gäste bejubelten vor den vier Bühnen die Auftritte der Puhdys und von Oli P., auf dem Hochseil stellte außerdem die Traber-Familie einen neuen Weltrekord auf. Party-Organisator Willy Kausch ist unterm Strich zufrieden, auch wenn seine Firma letztlich ein kleines Defizit hinnehmen musste. Kausch glaubt, dass auch das Wetter dazu beigetragen hat, dass so viele Menschen kamen. „Es war in den letzten Tagen relativ mild“, sagte er dem Tagesspiegel, „die vielen Klicks auf unsere Seiten im Internet deuteten bereits darauf hin, dass viele Menschen kommen werden.“

Berlin hat sich auch deshalb als Silvester-Partystadt etabliert, weil die Angebote in anderen Städten sang- und klanglos verschwunden sind. Nach dem Millenniums-Silvester hatten sich unter anderem auch München, Frankfurt am Main und Düsseldorf bemüht, Partys und Galas auszurichten. Doch die Feiern endeten fast ausnahmslos als Flopps – übrig bleib die Party-Meile am Brandenburger Tor.

Gute Nachrichten kamen auch von der Feuerwehr: Sie zählte weit weniger Verletzungen durch Böller als in den Jahren zuvor. Nur zwölf Menschen brachte die Feuerwehr ins Krankenhaus, die Polizei sprach von 20 Verletzten. Im Vorjahr waren es etwa 500. „Ich bin verblüfft“, freute sich der Feuerwehrchef, Landesbranddirektor Albrecht Broemme. Eine mögliche Erklärung: Nach seinen Beobachtungen griffen die Berliner häufiger zu Raketen und weniger zu den gefährlicheren Böllern. Wie Broemme sagte, hätten die Krankenhäuser sehr viel weniger Brandverletzungen behandeln müssen als zwölf Monate zuvor.

Offenbar hat auch die im Dezember gestartete drastische Anzeigenkampagne der Feuerwehr gewirkt. Auf Postkarten und Postern präsentierten Jugendliche ihre durch Böller verstümmelten Finger und Hände. „Die Plakate hingen in jeder Schule“, sagte Broemme. Zudem lagen die Motive als Gratis-Postkarten in Kneipen aus. Schon in den Tagen vor Silvester habe es so gut wie keine Verletzungen gegeben, im Vorjahr dagegen zählte die Feuerwehr bereits vor dem Jahreswechsel 40 Böller-Opfer.

In diesem Jahr gab es auch keine schlimmen Verstümmelungen wie in den Vorjahren. Jedes Jahr waren regelmäßig mehrere Kinder und Jugendliche mit teilweise schwersten Verletzungen in Kliniken gebracht worden. Schuld waren fast immer so genannte Polenböller, die illegal in Polen gekauft werden. Diese enthalten weitaus mehr Sprengstoff als die in Deutschland zugelassenen sechs Gramm Schwarzpulver, Füllungen mit 50 oder 100 Gramm Industriesprengstoff.

Äußerst positiv äußerte sich die Feuerwehr auch zum Fest Unter den Linden. Trotz des starken Andrangs von einer Million Menschen gab es kaum Notfälle, das Böllerverbot habe sich wieder einmal bewährt. Nur 52 Menschen mussten entlang der Festmeile von Feuerwehr-Sanitätern versorgt werden, davon 20 wegen des Gedränges an den Absperrungen vor der Britischen Botschaft. Im Vorjahr mussten 90 Gäste versorgt werden.

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