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Berlin: Friedlich siegen

Sport im Kalten Krieg: Alliierten-Museum zeigt Sonderschau zum Olympia-Jahr.

Im Kalten Krieg zählte nicht der Sieg, sondern vor allem gute Kondition. Am besten nahm man die militärische Konfrontation in der Viersektorenstadt Berlin also als sportliche Herausforderung. Das Alliierten-Museum beleuchtet in einer Sonderausstellung die Rolle der Siegermächte bei der Förderung des Sports. Bereits kurz nach Kriegsende legten die drei Westmächte, aber auch die Russen umfangreiche Fitness-Programme für ihre Truppen und für die Berliner Bevölkerung auf, sagte Museumsdirektorin Gundula Bavendamm.

Die Ausstellung, die bis April 2013 zu sehen ist, wird anlässlich der Olympischen Spiele in London ausgerichtet. Sie ist eine Kooperation des Alliierten-Museums und des Sportmuseums Berlin. Beteiligt ist auch das Deutsch-Russische Museum in Karlshorst.

In „Fair Play. Die Alliierten und der Sport“ sind unter anderem originale Sportausrüstungen der britischen, amerikanischen und französischen Soldaten zu sehen. Zudem werden Filme und Erinnerungen der Beteiligten gezeigt. Der Sport diente auch als vertrauensbildende Maßnahme zwischen Besatzern und Bevölkerung, wie zahlreiche Schautafeln zeigen. Überlieferte Formulare schildern den schwierigen Weg für die Neugründung von Vereinen. Zu sehen ist auch eine originale „Seifenkiste“, die 1952 bei einem Rennen zum Einsatz kam.

Nachdem 1945 zunächst alle Sportvereine als Gliederungen der NSDAP verboten worden waren, führten die Sowjets bald für den Sportbetrieb das Kommunale Modell ein, das für Berlin bis 1949 galt. Mit dem Einzug der Westalliierten habe sich die Situation aber schnell verändert. „Im Osten wurden Betriebssportgemeinschaften gebildet, im Westen etablierten sich wieder Vereine“, sagte die Direktorin. Zugleich seien bald Freundschaftsspiele zwischen den Soldaten der Siegermächte und der Bevölkerung veranstaltet worden. „Aus Besatzern wurden Sportfreunde“, sagte Bavendamm. Einige Kampfsportarten wie Boxen waren aber zunächst verboten. Sport bot den Soldaten willkommene Abwechslung vom monotonen Dienstalltag, die Deutschen wiederum machten Bekanntschaft mit bislang unbekannten Sportarten wie Baseball, Kricket oder Polo. Und Sport sollte bilden: „Gerade die Amerikaner wollten spielerisch Werte der demokratischen Zivilgesellschaft nahebringen.“

Die Alliierten sind abgezogen, ihr sportliches Erbe spornt Berliner bis heute an: ob beim Seifenkisten-Rennen am Mehringdamm, beim Basketball-Team Alba, beim American Football oder auf dem von den Briten erbauten Golfplatz Gatow. dapd

Alliierten-Museum, Clayallee 135, geöffnet täglich außer mittwochs 10–18 Uhr.

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