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Berlin: Friedrich-Leopold von Stechow

Ein hochgewachsener Herr, ein disziplinierter Kopf, ein weißes Kavalierstuch und ein geschichtsträchtiges Familienschloss in Nennhausen bei Stechow im Havelland. Einst ein preußischer Musenhof mit vielen bekannten Besuchern.

Ein hochgewachsener Herr, ein disziplinierter Kopf, ein weißes Kavalierstuch und ein geschichtsträchtiges Familienschloss in Nennhausen bei Stechow im Havelland. Einst ein preußischer Musenhof mit vielen bekannten Besuchern. Humboldt war einer von ihnen. Das Schloss bewohnt heute ein Bruder von Stechows. Vier Kinder waren sie, der Vater Offizier mit einem bitteren Ende seiner Karriere. Der Sohn weiß von einem Besuch auf den Armen der Mutter bei ihm in der Haftanstalt Plötzensee. Nach 1945 zog die Familie viel um, von Kladow nach Franken, weiter nach Kampen auf Sylt, und ins „rote Hessen“ nach Rüsselsheim.

Als noch heute begeisterter Pfadfinder war der junge von Stechow durch Europa gereist, auf einem RheinKahn, nach Benelux mit dem Rad, nach Italien. Singen mochte er – und mag es noch heute –, und führen! In der Schülerselbstverwaltung oder als „Jugendfeldmeister“ bei den Pfadfindern. Ein guter Schüler sei er gewesen, aber seine Lieblingsfächer lagen eher „am Rand“: Kunstgeschichte, Religion, Biologie und Sport.

Zu gerne wäre er – wie seine beiden Brüder auch – Offizier geworden. Aber das Rückgrat war nicht in Ordnung, er wurde abgelehnt. Nicht Medizin studierte er dann, sondern wegen seines besonderen Verhältnisses zu Zahlen Wirtschaft. Volkswirtschaft in Bonn, Betriebswirtschaft in Würzburg. 1968 war er Diplom-Kaufmann. Britische Banken waren sein Thema – auch das seiner Doktorarbeit – und Sprachen seine Lust. Ein Dolmetscher-Examen für Englisch liegt in seiner umfangreichen „Berufsmappe“.

Bei Warburg startete seine erfolgreiche Reise durch die Bankenwelt. Die weiteren Stationen hießen Hauck, Oppenheim, Lampe, Trinkaus. 1991 kam er ganz oben im Vorstand der DG-Bank – später DZ-Bank – als Verantwortlicher für „Corporate Finance“ an. Dann, 2001, wollte er unbedingt „nach Berlin – nach Hause“. Für die Bank konnte er dort mit dem Stararchitekt F.Gehry noch das bemerkenswerte Haus am Pariser Platz bauen. Zwei Zeichnungen, die dieser eigenwillige Künstler „Frank“ ihm gewidmet hat, schmücken heute sein Arbeitszimmer im Ludwig-Erhard-Haus.

Später wurde das Großkundengeschäft, für das er zuständig war, reduziert. „Das tat schon etwas weh“, gesteht er. Vor zwei Jahren ist er kurz entschlossen als Nachfolger von Volker Hassemer voller Schwung oberster Partner für Berlin geworden. Das liegt ihm, hier kann er neue Förderer für Berlin gewinnen und die Weichen zu einer gemeinsamen Gesellschaft mit der Berliner Wirtschaftsförderung stellen.

Für Berlin, sagt er euphorisch, „ist der Erfolg gar nicht zu verhindern“. Adlershof und Buch als Leuchttürme der Wissenschaft, ein atemlos machendes Angebot an Kultur, mehr als 1500 Veranstaltungen jeden Tag. Neben seinem Job und seinen Vorlesungen in Berlin und Potsdam kriegt er selber aber nur einen Bruchteil davon mit.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel.

Friedrich-Leopold

Freiherr von Stechow, geboren 1942 in Bad Salzungen, Thüringen, Diplom-Kaufmann und Geschäftsführer bei „Partner für Berlin“ – der Gesellschaft für Hauptstadtmarketing

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