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Berlin: Friedrichsfelde wird Museumsschloss

Historische Möbel in einer ausgedienten Toilette: Wo noch vor eineinhalb Jahren Besucher ihr stilles Örtchen fanden, sind jetzt Gebrauchsgegenstände aus dem Barock, Rokoko und Klassizismus zu sehen. Lediglich die maroden Sanitärbecken wurden herausgerissen.

Historische Möbel in einer ausgedienten Toilette: Wo noch vor eineinhalb Jahren Besucher ihr stilles Örtchen fanden, sind jetzt Gebrauchsgegenstände aus dem Barock, Rokoko und Klassizismus zu sehen. Lediglich die maroden Sanitärbecken wurden herausgerissen. Dabei sollte auch dieser Raum längst wieder herrschaftlich hergerichtet werden. So wie es hier vor dem Umbau des Schlosses Friedrichsfelde in den 70er Jahren aussah. Aber es fehlt das Geld für eine Sanierung des mehr als 300 Jahre alten Gebäudes. Dennoch wurde der zweietagige Bau gestern nach fast 24-monatiger Schließung wieder eröffnet: Zwar unsaniert, doch mit neuer Inneneinrichtung.

Seit 2000 stand das Schloss auf dem Tierparkgelände leer. Die Stiftung Stadtmuseum hatte es geräumt, weil es saniert werden sollte. Etwa 2,5 Millionen Euro wären nötig gewesen, um die alten Stromleitungen zu erneuern, eine neue Heizungsanlage einzubauen, eine neue Belüftung zu installieren und das Haus behindertengerecht auszustatten. Aber es wurde nicht gebaut. Stattdessen gab es Streit um die Finanzierung der Arbeiten. Weder der Bezirk noch der Senat konnten der Stiftung Stadtmuseum, die das Schloss verwaltet, die notwendige Summe zur Verfügung stellen. Reiner Güntzer, Generaldirektor der Stiftung, hat von dem jahrelangen Gezerre genug und ließ deshalb wieder die Umzugswagen anrollen. „Wir können auch ohne Sanierung leben“, sagt er. Es sei ihm lieber das Haus im derzeitigen Zustand zu nutzen, als dass es weiter leer stehe. Die Stiftung muss für die Aus- und Einzugsaktion rund 150 000 Euro aufbringen.

Im Schloss, das nach Plänen des Architekten Johann Arnold Nering errichtet und 1719 umgestaltet wurde, sind jetzt in der Ausstellung „Vom Lustschloss zum Museumsschloss“ historische Tapeten, Gemälde, Möbel und Täfelungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie Exponate aus der kunsthandwerklichen Sammlung Berlins zu sehen. „Wir zeigen den Besuchern Ausstellungsstücke, die bislang in teuer angemieteten Depots untergebracht waren“, sagt Reiner Güntzer. Viele Schautafeln informieren über die Baugeschichte und berichten von den Schlossherren. So ließ sich in Friedrichsfelde einst der holländische Schifffahrtsdirektor Benjamin von Raule nieder. Später ging das Schloss unter anderem an Albrecht Friedrich Markgraf von Brandenburg-Schwedt. Bis zum Zweiten Weltkrieg wohnten dort die Gutsbesitzer von Treskow. bey

Öffnungszeiten: März bis Oktober, dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, November bis Februar, dienstags bis sonntags von zehn bis 17 Uhr. Eintritt: 0,50 Euro.

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