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Friedrichshain: Initiative fordert Silvio-Meier-Straße

Eine Initiative fordert die Benennung einer Straße nach dem von Neonazis ermordeten Silvio Meier. Friedrichshain ist nach Zahlen der Opferberatungsstelle Reachout seit mehreren Jahren der Bezirk mit den meisten rechtsextremen Gewalttaten.

Die Friedrichshainer „Initiative für ein aktives Gedenken“ fordert die Benennung einer Straße nach dem von Neonazis ermordeten Silvio Meier. Mehr als 50 Initiativen, Politiker, Antifagruppen, Geschäfte, Kneipen und Einzelpersonen haben dazu einen offenen Brief an die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg unterzeichnet. Grüne und die Linke unterstützen den Vorschlag. Schon im Dezember 2010 hatte die BVV den Beschluss gefasst, „durch eine Benennung im öffentlichen Raum, den 1992 von Neonazis ermordeten Silvio Meier zu ehren. (…) Die Auswahl eines geeigneten öffentlichen Ortes in der Nähe der U-Bahnstation Samariterstraße soll in enger Abstimmung mit der damit befassten Bürgerinitiative erfolgen.“ Seither sei aber nichts mehr passiert, kritisiert die Initiative.

In dem Brief fordern die Unterzeichner noch vor der Wahl im Herbst den BVV-Beschluss umzusetzen und eine Straße oder die neue Zentralbibliothek des Bezirkes in der Frankfurter Allee nach Meier zu benennen. „Es geht um eine Auseinandersetzung mit der Angelegenheit auch abseits vom Todestag“, heißt es in dem Brief. Gewalt von Neonazis im Stadtteil sei nicht Geschichte, sondern immer noch aktuell. Tatsächlich ist Friedrichshain, nach Zahlen der Opferberatungsstelle Reachout, seit mehreren Jahren der Bezirk mit den meisten rechtsextremen Gewalttaten.

Der 27-jährige Hausbesetzer Meier verblutete am 21. November 1992 auf dem U-Bahnhof Samariterstraße nachdem ein Neonazi mit einem Messer auf ihn einstach. Meier hatte sich zuvor über einen Aufnäher „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ von einem aus der Gruppe der Rechten empört. Nach der Tat riefen die Angreifer „Jetzt haben wir es euch gezeigt, ihr linken Säue.“ Der 17-jährige Haupttäter wurde 1993 wegen Totschlags zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Zwei Mitangeklagte erhielten Freiheitsstrafen von dreieinhalb Jahren, beziehungsweise acht Monaten auf Bewährung. Silvio Meier ist eines von 137 Todesopfern rechter Gewalt seit 1990, deren Schicksale der Tagesspiegel recherchiert hat.

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