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Mit Durchblick. Isabel Bloy (l.) und Anastasia Dubitskiy lernen im Amt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Friedrichshain-Kreuzberg verjüngt die Bürokratie: Erstes Ausbildungs-Bürgeramt in Berlin

In Friedrichshain-Kreuzberg versucht man, der Personalknappheit in den Bürgerämtern entgegenzuwirken: Hier eröffnet das erste Ausbildungsbürgeramt Berlins. Erfahrene Mitarbeiter und Auszubildende arbeiten hier Seite an Seite.

Im Warteraum des Bürgeramtes in Friedrichshain-Kreuzberg, Schlesische Straße, herrscht Aufregung. Seit acht Uhr hat das erste Ausbildungs-Bürgeramt Berlins geöffnet und lässt Bürgerinnen und Bürger hinein. Neun Auszubildende erlernen hier an der Seite erfahrener Kollegen den Beruf eines Verwaltungsfachangestellten. So wie Jule Erpinder, die gemeinsam mit den Mitarbeitern selbst das Logo und die Wandfarbe mit auswählte. Zur Eröffnung erscheinen alle dazu passend in Türkis. Auch die ersten Bürger sind schon da. Sie sitzen zwischen den geladenen Medienvertretern im Warteraum und gucken etwas skeptisch. Dann werden sie zu ihren Terminen aufgerufen.

Lange Wartezeiten, Menschenschlangen, die bis auf die Straße gehen, Termine, die sechs Wochen im Voraus vergeben werden – im Sommer vergangenen Jahres konnte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Arbeit in den drei Bürgerämtern nicht mehr stemmen. „Mit dem vorhandenen Personal konnten die Ämter nicht bedient werden, auch der Personalzuwachs von zwei Mitarbeitern war nicht imstande, den Mangel zu kompensieren“, sagt Bezirksstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke) in seiner Eröffnungsansprache. Es ginge nicht darum, fehlende Stellen mit den Auszubildenden zu kompensieren, sondern um eine bessere Ausbildung und eine Gewöhnung an den Betrieb. Das sichert auch bessere Aufstiegschancen, weiß Bezirksamtssprecher Sascha Langenbach. 72 junge Menschen lernen aktuell im Bezirksamt. Das Ausbildungsamt soll als Beispiel dienen, um zu zeigen, dass Schulabgänger im öffentlichen Dienst gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen finden können.

Gemeinsam ein neues Bürgeramt aufbauen

Mit Durchblick. Isabel Bloy (l.) und Anastasia Dubitskiy lernen im Amt.
Mit Durchblick. Isabel Bloy (l.) und Anastasia Dubitskiy lernen im Amt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Auch Auszubildende Anastasia Dubitskiy freut sich auf die Arbeit. Sie begann ihre Ausbildung vergangenen September im Bürgeramt in der Frankfurter Allee, damals begann auch die Arbeitsgruppen zum neuen Amt. Dubitskiy saß damals an der Frankfurter Allee im Backoffice der Melderegisterauskunft, hier kann sie von Anfang an mit anpacken und helfen, das neue Bürgeramt aufzubauen.

Die Taktung ist noch sehr großzügig: Für jeden Termin sind 20 Minuten eingeplant. Ein Ausbilder kümmert sich jeweils um drei Auszubildende. Zwei Tage in der Woche werden die Lehrlinge von 8 bis 16 Uhr im Einsatz sein, zwei Tage gehen sie in die Schule. Am fünften Tag bleibt das Bürgeramt für eine Schulung der jungen Mitarbeiter geschlossen.

Es war die Ausbildungsstelle, die vorschlug, aus dem geschlossenen Bürgeramt eine Ausbildungsstätte zu machen. Vielfach saßen Lehrlinge nur an der Dokumentenausgabe oder wurden zum Kopieren geschickt. Nun sollen die alle Bereiche durchlaufen – sogar in der Leitungsebene werden zwei von ihnen mit eingesetzt. Ausbilderin Andrea Pfotenhauer freut sich über die Motivation, auch wenn dieser Ausbildungsweg sicherlich mehr Arbeit bedeuten wird. Sie und drei andere Ausbilderinnen werden dem Nachwuchs über die Schulter gucken. Sechs Monate werden die jungen Mitarbeiter hier arbeiten, dann geht es weiter zu einem anderen Amt. Im September sollen die nächsten Auszubildenden ihrem Vorbild folgen.

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