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Berlin: Fröhlicher Einkauf überall

Der Brückentag zwischen Wochenende und Heiligabend beschert den Händlern gute Umsätze: Viele Berliner hatten frei, die Geschäfte waren voll

„Ich hatte mir fest vorgenommen, die Geschenke diesmal nicht in letzter Minute zu besorgen“, sagte am Montag eine junge Schönebergerin im KaDeWe, „aber zwei Bücher fehlen mir noch.“ Ähnlich ging es vielen Schenkern, denn im dem Kaufhaus herrschte großes Gedränge – und draußen waren die Straßen rund um den Wittenbergplatz ohne Rücksicht auf Verbotsschilder zugeparkt. „Er war schon morgens ab 9.30 Uhr voll“, berichtete KaDeWe-Sprecherin Dagmar Flade. Die Verkaufsrenner waren Bücher und Lebensmittel, aber auch „die kleinsten funkgesteuerten Modellautos der Welt“, die nur sieben Zentimeter messen und auf einer Rennbahn in der Spielwarenabteilung erprobt werden konnten. Vorübergehend waren die Modelle ausverkauft, doch gestern kamen noch einmal 360 Stück in die Regale.

„Sehr positiv“ fand Teehändler Werner Schmitt am Ku’damm den Tag, denn auch bei ihm suchten viele Kunden noch schnell ein Geschenk. Mit dem Weihnachtsgeschäft könne er die mäßigen Umsätze in diesem Jahr zwar „nicht mehr aufholen“, so Schmitt, doch rechne er für 2003 mit einer Besserung.

In der Friedrichstraße in Mitte waren die Gehwege ebenfalls voll, und die Autos kamen häufig nur im Schritttempo voran. Auf der verzweifelten Suche nach einer „Idee für ein Geschenk für meine Schwester“ lief Thorsten Gansel aus Prenzlauer Berg die Friedrichstraße entlang. Da er „nicht schon wieder“ ein Buch oder eine CD kaufen wolle, hoffte er, im Kaufhaus Galeries Lafayette fündig zu werden. Notfalls sei er sogar bereit, mehr als die geplanten 50 Euro auszugeben, meinte der Student. Deutlich entspannter zeigte sich eine junge Mutter in der Lebensmittelabteilung der Galeries Lafayette: „Ich habe schon längst alle Geschenke, ich brauche nur noch etwas für den Kühlschrank.“

„Unglaublich gut“ nannte eine Sprecherin des Kulturkaufhauses Dussmann den Umsatz. Mit einem Ansturm sei vor allem in den Abendstunden bis 22 Uhr zu rechnen, „wenn die anderen Läden schon zu sind“. Die gefragtesten Artikel bei Dussmann sind derzeit Musik-CDs von Robbie Williams, Phil Collins und den Rolling Stones. Das Kulturkaufhaus gehört zu den wenigen Berliner Geschäften, die nicht über eine Konsumflaute klagen: „Wir sind nach wie vor zufrieden.“

Über ein „brechend volles“ Haus freute sich der Geschäftsführer des Kaufhofs am Alexanderplatz, Detlef Steffens. Die Gesamtzahl der Kunden am Montag schätzte er auf 50 000 bis 60 000. Besonders gefragt waren auch hier die frischen Lebensmittel wie Gemüse und Obst. Insgesamt bleibe 2002 aber ein enttäuschendes Geschäftsjahr, bedauerte Steffens: „Das Weihnachtsgeschäft reißt es nicht raus.“ Das belegen auch die neuesten, am Montag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamts: Danach ging der Umsatz der Berliner Händler um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Für den Einzelhandelsverband war der Kundenansturm am Montag keine Überraschung: „Der 23. Dezember ist traditionell der absolut stärkste Verkaufstag, wenn er auf einen Wochentag fällt“, sagte Sprecher Jan Holzweißig. Diesmal war der Tag vor Heiligabend dazu noch ein so genannter Brückentag zwischen Wochenende und Heiligabend. Da hatten viele Berliner frei. Auch beim Verband ist die Freude allerdings gedämpft. Zwar seien „die Kundenfrequenzen sehr hoch“, so Holzweißig, aber „leider wird trotzdem weniger eingekauft“.

Heute dürften Lebensmittel und kleine Präsente im Mittelpunkt des Interesses stehen, nehmen Händler an. Noch bleibt ein wenig Zeit für letzte Besorgungen: Die Geschäfte können bis 14 Uhr öffnen. Zumindest die Kaufhäuser und großen Einkaufszentren wollen diesen Zeitraum auch ausschöpfen. Viele kleinere Läden schließen dagegen früher oder bleiben von vornherein zu.

Für die Polizei war der Tag nichts Besonderes. Der stockende Verkehr blieb im Rahmen, größere Staus wurden nicht bekannt. Auch die Zahl abgeschleppter Wagen hielt sich in Grenzen: Bis zum späten Nachmittag kamen rund 100 Autos an den Haken.

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