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Berlin: Froh ins neue Kirchenjahr

SONNTAGS UM ZEHN Nebel liegt auf der Stadt, seit Tagen schon ist die Kuppel des Fernsehturms nicht mehr zu sehen, sogar das goldene Kreuz des Berliner Doms versteckt sich an diesem grauen ersten Advent. Schräg gegenüber vom Lustgarten, am Opernpalais, drängen sich verlassen die Hüttchen des Weihnachtsmarktes aneinander.

SONNTAGS UM ZEHN

Nebel liegt auf der Stadt, seit Tagen schon ist die Kuppel des Fernsehturms nicht mehr zu sehen, sogar das goldene Kreuz des Berliner Doms versteckt sich an diesem grauen ersten Advent. Schräg gegenüber vom Lustgarten, am Opernpalais, drängen sich verlassen die Hüttchen des Weihnachtsmarktes aneinander. Das soll der Beginn der Weihnachtszeit sein?

Als der Adventsgottesdienst im Berliner Dom beginnt, weist schon das Orgelvorspiel darauf hin, worum es an diesem Tag geht: „Nun kommt der Heiden Heiland“, das Wochenlied in einer Bearbeitung von Johann Sebastian Bach. Ankunft ist das Thema in dieser Woche, und Ankunft heißt immer auch Neuanfang. Ein froher Neuanfang. An diesem Adventssonntag beginnt das neue Kirchenjahr.

Es ist ein besonderer Gottesdienst, zwei Kinder werden getauft, es singt der Staats- und Domchor, und es predigt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock. Er ist dafür bekannt, dass er für Suchende und Zweifler spricht. Vielleicht deshalb ist das riesige Schiff der Kuppelkirche gut gefüllt. Erstaunlich viele junge Menschen sind gekommen. Was suchen, was erwarten sie? Die wahre Weihnacht, die sich von der Ware Weihnacht fast hat ersticken lassen? Die Menschen, sagt Kock, spüren mehr und mehr die Leere, die der Weihnachts-Kommerz erzeugt.

Auch die Leute, von denen der Predigttext (Matthäus 21, 1-9) erzählt, warten. Sie erwarten die Ankunft Jesu in Jerusalem. Mit Jubel und Hosianna-Rufen empfangen sie ihn, ohne in wahrhaftig zu erkennen. Auf den ersten Blick mag die Geschichte nicht so recht zu Weihnachten passen, sagt Kock. Denn schließlich kommt Jesus nach Jerusalem, um am Kreuz zu sterben. Doch es ist die Botschaft, die dem Text seine Berechtigung gibt: Jesus kommt. Zu uns. Mit ihm können wir neu beginnen. Christsein, sagt Manfred Kock, kann gelingen, wenn die Kirche auf die Suchenden zugeht und ihnen Wege aus der Leere zeigt.

Die Predigt macht Mut. Der Gottesdienst ist gut gelungen. Nun hat die Weihnachtszeit wirklich begonnen. Frohes neues Kirchenjahr.

Markus Horeld

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