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Berlin: Front gegen Flierl: Auch SPD ist dabei Kultursenator möchte den Intendanten des Maxim-Gorki-Theaters loswerden – keiner versteht, was ihn treibt

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) ärgert die SPD-Fraktion. Der Anlass ist Flierls in kühler Manier ausgetragener Streit mit dem Intendanten des Maxim-Gorki-Theaters, Volker Hesse.

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) ärgert die SPD-Fraktion. Der Anlass ist Flierls in kühler Manier ausgetragener Streit mit dem Intendanten des Maxim-Gorki-Theaters, Volker Hesse. Flierl will Hesses Vertrag nicht über 2006 hinaus verlängern. Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Brigitte Lange, ist darüber „verhältnismäßig verärgert“. Das verbindet sie mit den Kulturpolitikerinnen der anderen Fraktionen. Denn weder Monika Grütters (CDU) noch Alice Ströver (Grüne) oder Sibylle Meister (FDP) verstehen, was Flierl bewegt. Nur Flierls Parteifreund Wolfgang Brauer kommentiert mit Milde: Flierl habe eine Entscheidung getroffen, nun müsse er sie vertreten.

Der Streit hat offenbar nicht bloß finanzielle Gründe. Das Maxim-Gorki-Theater ist zu über 80 Prozent ausgelastet. Es erhält einen Zuschuss von rund acht Millionen Euro. Hesse hat vor kurzem in einem Interview Flierls Ansinnen zurückgewiesen, noch mehr Stellen im Haus abzubauen. Dass Flierl ihm nun sagte, er sei nicht bereit, Hesses Vertrag über 2006 hinaus zu verlängern, hat andere Gründe – Flierls Sprecher Torsten Wöhlert spricht vorsichtig von „Differenzen“, die es in der kulturpolitischen Ausrichtung des Theaters gebe. Hesse hat die Gegensätze in dem Interview auf zwei Punkte gebracht. Der Senator habe die Inszenierung des Berliner Bankenskandals als „zu fatalistisch“ empfunden. Und außerdem habe der Senator wohl den Eindruck gehabt, er gehe schlecht mit der DDR-Geschichte um: Die für den nächsten Spielplan gedachte Inszenierung laufe unter dem Titel „Glauben Zwei“ – die DDR-Geschichte als Glaubensbekenntnis habe Flierl missfallen.

Nicht einmal der PDS-Kulturpolitiker Brauer macht sich die Kritik zu eigen, die Flierl an Hesses Arbeit hat. Er hatte auch keine Probleme mit der Inszenierung des Bankenstücks, das zu den Publikumserfolgen des Frühlings gehörte.

Auch die Opposition ist nicht der Meinung, das Maxim-Gorki-Theater produziere zu schlecht oder einseitig oder zu teuer. Brigitte Lange findet es deshalb „befremdlich, dass ein Senator in das ästhetische Konzept derart hineinregiert“. Alice Ströver führt das auf Flierls Vorliebe für Berater aus dem Osten zurück: Flierl umgebe sich mit „Kulturschaffenden mit DDR-Biografie“ – ohne Lebenserfahrung Ost gebe es keinen Zugang zum Beraterkreis. Falsch, kontert Flierls Sprecher Wöhlert: Flierls Berater kämen „pari- pari“ aus dem Osten und dem Westen.

Thomas Flierls Kritikerinnen wundern sich, warum der Senator am Gorki-Theater Probleme schafft. Man würde Flierls Entscheidung vielleicht eher verstehen, wenn er endlich das seit Frühjahr 2002 versprochene Theater-Konzept vorlege – das aber habe er zum achten Mal verschoben.

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