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Berlin: Frühe Triefnasen: Statt Schneeflocken fliegen Pollen

Experten raten zur Hyposensibilisierung. Seit Dezember neue Therapie zum Schlucken

Triefende Nasen gehören zum Winter eigentlich dazu. Doch mancher derjenigen, die in diesen Tagen häufiger zum Taschentuch greifen, ist gar nicht erkältet. Im Gegenteil: Allergiker leiden des milden Wetters wegen unter den ersten Symptomen eines Heuschnupfens. Schon Mitte Dezember verfingen sich in der Pollenfalle der Charité, die auf dem Gebäude der Hautklinik in Mitte installiert ist, die ersten Haselnusspollen – vier bis sechs Wochen eher als noch vor zehn Jahren. Dieser Frühstart werde wohl keine Ausnahme bleiben, sagt Torsten Zuberbier, Leiter des Allergie-Centrums der Universitätsklinik. Die Klimaerwärmung lasse erwarten, dass sich der Pollenflug immer weiter in den Winter hineinschiebe.

Aber der frühe Saisonbeginn habe für die Betroffenen auch eine gute Seite: „Sie werden daran erinnert, eine Hyposensibilisierung zu beginnen“, sagt der Universitätsmediziner. „Und das zu Jahresanfang, wo die Terminkalender der meisten Menschen noch nicht so gefüllt sind.“

Denn zwar lassen sich die Symptome einer Pollenallergie medikamentös gut im Griff behalten, etwa durch Antihistaminika, die die überschießende Reaktion des Immunsystems auf die an sich harmlosen Pollen unterdrücken. Aber die Hyposensibilisierung bekämpft die Ursache der Allergie. Diese Form der Therapie hat das Ziel, den Organismus allmählich an die allergieauslösenden Stoffe zu gewöhnen. Dazu wird der Stoff in regelmäßigen Abständen – etwa alle vier bis sechs Wochen – und in steigenden Dosen gespritzt. Inzwischen stehen für einige Allergieauslöser auch Mittel zur Hyposensibilisierung zur Verfügung, die geschluckt werden können. „Seit Dezember ist das erste Mittel dieser Art für Gräserpollen zugelassen“, sagt Zuberbier. Da die Therapie aber außerhalb der Saison der jeweiligen Allergene starten sollte, sei es für eine Hyposensibilisierung gegen Haselnusspollen in diesem Jahr bereits zu spät. Alle anderen sollten die Zeit aber jetzt nutzen, rät der Experte. Denn bleibt die Allergie unbehandelt, droht ein „Etagenwechsel“, das heißt, aus den eher lästigen Symptomen wie einer verstopften Nase, tränenden Augen und juckenden Rachenschleimhäuten könnte ein weit gefährlicheres Asthma werden.

Damit kennt sich der Lungenfacharzt Wolfgang Mitlehner bestens aus. Seine Praxis in Tiergarten sei derzeit jeden Tag gut gefüllt mit Patienten, die eine Hyposensibilisierung durchführen. Dazu gehöre auch routinemäßig ein Lungenfunktionstest, sagt Mitlehner. Das Ergebnis: Die ersten Pollen der Saison 2007 sind zwar bereits da, doch in so geringen Mengen, dass sie noch kein großes Problem darstellen. „Es ist sehr feucht, und die Temperaturen liegen unter 10 Grad.“ Diese Bedingungen hielten die Pollenbelastung der Luft in Grenzen. Zusätzlich können Hausmittel die Belastung in der Wohnung mindern, zu denen auch der Allergikerbund rät: regelmäßiges Haarewaschen, um vor dem Schlafengehen die Pollen auszuspülen, oder Pollengitter vor den Fenstern.

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